Marktlage am Niederrhein: Die Milch macht’s nicht mehr
Preise und Nachfrage unten – solautet das Fazit von Vertretern der Wirtschaft.
Dülken/Krefeld. Der Viersener Stadtteil Dülken stand gestern Vormittag im Zeichen der Kuh: Die Landesvereinigung Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Krefeld hatte den örtlichen Käse-Spezialisten Baackes und Heimes GmbH für die Präsentation einer Halbjahresbilanz gewählt.
Bei Käsebrötchen, Käse-Picker und - natürlich - Milch erläuterte Reinhard Pauw die Lage auf dem NRW-Markt. Und den Ausführungen des Geschäftsführers der Vereinigung zufolge ist für die Milchwirtschaft beileibe nicht alles in Butter. Vielmehr bestimme ein "Angebots- und Absatzproblem" die Situation mit der Folge eines übervollen Marktes.
Als Hauptverlierer dieser Lage werden die Erzeuger genannt: Beim "derzeitigen Preisniveau von unter 25 Cent pro Kilogramm" könnten selbst die rentabelsten unter ihnen nicht wirtschaftlich arbeiten. "Hier ist für alle das Ende der Fahnenstange erreicht", sagte Pauw. Die niedrigen Erlöse verursachten in vielen Betrieben akute Liquididätsengpässe.
Auch die Molkereien verzeichneten erhebliche Umsatzeinbußen. Rückgänge beim Export, "die ihre Ursache auch in der Weltwirtschaftskrise haben", sowie die Verarbeitung überschüssiger Mengen zu "Interventionserzeugnissen mit der schlechtesten Verwertung (Butter und Magermilchpulver) trügen maßgeblich zur negativen Geschäftsentwicklung bei.
Als eindeutige Gewinner wurden dagegen die Verbraucher ausgemacht, die "Lebensmittel in gewohnt höchster Qualität zu Niedrigstpreisen erstehen können." Allerdings: Nach Angaben der Landesvereinigung wird dieser Vorteil im Supermarkt nicht genutzt, im Gegenteil. "Mit Ausnahme der Butter ist ein Rückgang der Nachfrage eingetreten", berichtete der Geschäftsführer. Milch, Quark oder Yoghurt bleiben häufiger in den Regalen stehen.
Die Frage, was die Menschen stattdessen auf dem Frühstückstisch stehen haben, konnte gestern nicht beantwortet werden. "Es gibt keine Indizien dafür, worauf die Verbraucher umstellen", sagte Reinhard Pauw. Man hoffe aber, dass sich das, "was sich in den vergangenen Monaten abgespielt hat, Ausnahmen des Normalzustands sind".
Die Verantwortlichen kündigten an, in der nächsten Preisrunde die Milchpreise "moderat" anheben zu wollen.