Dülken: Weihnachtsfeier der Landsmannschaften - Von Schimmelreiter und Bär

Weihnachten in der früheren Heimat: Darum ging es bei der Weihnachtsfeier der Landsmannschaften im Dülkener Hof.

<strong>Dülken. Sie sprechen von "in den Zwölften", wenn sie von der Zeit zwischen Weihnachten und dem Fest der Heiligen Drei Könige (6.Januar) berichten. Es sind die Ost- und Westpreußen mit ihren einstigen Hauptstädten Danzig und Königsberg. Sie erinnern sich an Peitschenknall, an den Schimmelreiter und Bären. Ein altes Sprichwort lautet: "In de Twelfte rammele de Wilw" (Wölfe). Längst haben die Vertriebenen über 60 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges auch im heutigen Kreis Viersen eine zweite Heimat gefunden. In Landsmannschaften haben sie sich zusammengeschlossen, lassen Erinnerungen wach werden, feiern gemeinsam den Tag der Heimat, oder, wie am Samstag im Dülkener Hof, ihre Weihnachtsfeier.

"Bescherung gab es bei uns früher immer am ersten Feiertag nach dem Frühstück."

Gertrud Labitzke, wuchs in Ostpreußen auf

Der Winter kam früh in Ostpreußen, und so lag meist auch Schnee zu Weihnachten, erinnert sie sich weiter. Sie erzählt vom Schimmelreiter und seinem vermummten Gefolge, wobei der Bär die wichtigste Figur beim Umzug war. Sie hat im Krieg aber auch Weihnachten in Estland im Lazarett erlebt, wo man gemeinsam "auf Deutsch" Weihnachten feierte.

Meist gab es für die Jungs Holzspielzeug, und der Weihnachtsbaum wurde selbst im Wald geschlagen. Für Zauner war der erste Weihnachtstag ein ganz besonderer; an diesem Tag hatte seine Mutter Geburtstag.

"Bei uns fand die Bescherung früher immer nach einem gemeinsamen Frühstück am ersten Feiertag statt", erinnert sich die 71-jährige Gertrud Labitzke, die mit drei Schwestern aufwuchs. Und nach dem Frühstück mit Streuselkuchen und Rührei ging es in die Kirche.

In der sogenannten "schlechten Zeit" (1944-1946) hat ihre Mutter zum Weihnachtsfest selbst Bonbons gemacht. Weihnachten fiel praktisch aus. Erst nach der Flucht 1947 wurde wieder Weihnachten gefeiert, stellt Gertrud Labitzke rückblickend fest.

Provinz Ostpreußen war früher die nordöstlichste Provinz Deutschlands. Westpreußen war eine preußische Provinz diesseits und jenseits der unteren Weichsel. Mit ihren früheren Hauptstädten Königsberg und Danzig wurden sie nach dem Krieg von Deutschland getrennt.