EM-Reise: In 10 Tagen durch die Vorrunde
Der Viersener Robert Butschen reist 5000 Kilometer weit der deutschen Fußball-Nationalelf durch Polen und die Ukraine hinterher.
Viersen/Kiew. Die Routenbeschreibung liest sich wie eine moderne Fassung von Phileas Foggs Reise in 80 Tagen um die Welt. Frei nach Jules Verne heißt das Reiseabenteuer des Vierseners Robert Butschen: „In zehn Tagen durch Polen und die Ukraine.“ Es wird sein Wettlauf gegen die Vorrundentermine der Fußball-Europameisterschaft — unterwegs im eigenen Auto, im Zug und im Bus, insgesamt 5000 Kilometer mit Stopps in Städten und Stadien, in Breslau, Lemberg, Kiew, Poltava und Charkow.
Fußballfan Robert Butschen (43) hat die Tasche gepackt. Mit im Gepäck: Tickets für alle Vorrundenspiele der deutschen Fußballnationalmannschaft und zwei weitere Begegnungen. „Auf die Partie Deutschland gegen Holland freue ich mich besonders. Und auf Ukraine gegen Schweden, weil beim Spiel der Gastgeber die Stimmung besonders ist.“
Am Freitag geht’s los. Auf der ersten Etappe fährt er 850 Kilometer vom Niederrhein bis ins polnische Breslau. Ein oder zwei Leute, die sich über die Mitreisezentrale gemeldet haben, nimmt Butschen mit. „Falls ich vor Ort noch Karten bekomme, schaue ich mir in Breslau das Spiel Russland gegen Tschechien an.“ Anpfiff, 20.45 Uhr deutscher Zeit. Klappt es mit dem Platz im Stadion nicht, gibt’s „Public Viewing“.
Nach einer „Übernachtung in einer schlesischen Pension außerhalb Breslaus“ geht die Fahrt weiter über die polnisch-ukrainische Grenze ins 600 Kilometer entfernte Lemberg. Dort beginnt für Deutschland gegen Portugal das Turnier. Robert Butschen erwartet einen glücklichen Sieg für Deutschland. Sein Tipp: „1:0.“
„Weil es in Lemberg kaum Hotels und Unterkünfte gibt, komme ich bei dem Schwiegervater eines Geschäftsfreundes von Bekannten unter.“ An Tag drei der EM-Fan-Reise ist Kiew das Ziel, eine Strecke von 530 Kilometern. Auch dort wohnt Butschen, der als Außenwirtschaftsberater in Düsseldorf tätig ist, bei Bekannten. „Selbstverständlich sehen wir uns die Stadt und am Montag das Spiel Ukraine gegen Schweden an.“ In Kiew bleibt der Wagen stehen, gut bewacht auf einem Firmenparkplatz.
Weiter geht’s nächsten Dienstag 350 Zugkilometer nach Poltava. Unterkunft im Privathotel. Am nächsten Tag steigt Robert Butschen in den Zug. Ziel ist Charkow, 145 Kilometer weiter. Wenn Butschen ankommt, sind Reus, Neuer, Klose und Podolski schon da und bereiten sich auf das Spiel gegen Holland vor. Nach dem Abpfiff nehmen ukrainische Geschäftsfreunde Butschen im Auto mit zurück nach Poltava. Am Abend des 14. Juni löst der Viersener das Busticket Poltava — Kiew ein. Dort wohnt er in einer Jugendherberge. Tags drauf sieht er den Kick Schweden gegen England.
16. Juni: Robert Butschen verlässt Kiew in seinem Auto Richtung Westukraine. Ein Motelzimmer auf dem Land ist gebucht. Fußball wird für kurze Zeit nicht die Hauptrolle spielen. Butschen hat vor, das Dorf zu besuchen, in dem die Grabstätte seines 1944 gefallenen Onkels liegt.
Am vorletzten Reisetag geht’s zurück nach Lemberg. Dort trifft Deutschland auf Dänemark. Und Butschen ist wieder live dabei.
Seit Februar hat der Viersener an der Verknüpfung von Fahrten und Übernachtungen getüftelt. Die Frage, wie er nach dem Spiel Niederlande-Deutschland wieder in seine Unterkunft zurückkommt, war die härteste Nuss, die er zu knacken hatte.
Butschen reist oft. Er ist überzeugt davon, dass er gesteckte Ziele, Spiele und Zeiten einhalten kann. Einzige Sorge: „Überzogene Verkehrs- und Grenzkontrollen.“ Und noch eins darf nicht passieren: dass auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nach der Vorrunde die Rückreise antreten muss.