Kontrolle: Wer fährt unter Drogen?
Zahlreiche Verkehrsteilnehmer hat die Polizei am Montag in Viersen herausgewunken.
Niederrhein. Später Vormittag. An einer Straßenecke in Viersen steht ein Polizist und winkt Autofahrern. Sie müssen abbiegen und werden auf das Gelände der Feuerwache geleitet. 28 Beamte sind im Einsatz. Sie kontrollieren, ob sich jemand unter Drogeneinfluss ans Steuer gesetzt hat.
Montagmorgen — was ist das denn für eine Zeit für eine solche Kontrolle? „Eine gute“, sagt Polizeisprecherin Antje Heymanns. Anders als bei Alkohol, bei dem man von einem einigermaßen regelmäßigen Abbau im Körper ausgehen könne, seien Drogen noch Stunden, teilweise Tage später nachweisbar. „Wer Samstagabend in der Disko konsumiert hat, der steht heute unter Drogeneinfluss“, sagt Heymanns.
Und in der Tat werden die Polizisten verschiedener Behörden aus der Region unter etwa 80 kontrollierten Autofahrern sieben Volltreffer landen. Die meisten kontrollierten Autofahrer zeigen großes Verständnis. Etwa ein achtfacher Familienvater aus Viersen-Dülken. „Für mich ist der Test kein Problem“, sagt er. „Es ist gut für die Jugend, für die Gesellschaft, wenn solche Fahrer aus dem Verkehr gezogen werden.“
Lachen muss ein junger Mann, der innerhalb von wenigen Minuten zwei Mal herausgewunken wird. „Ich war gerade schon hier“, ruft er aus dem Auto. „Das kann ich bestätigen, ich erinnere mich an ihn“, nickt Polizeisprecherin Heymanns. Der junge Mann darf fahren.
Die Beamten im Kreis Viersen sind geschult darin, „ihre Pappenheimer“ zu erkennen. „Es wird schon auf das Auto geschaut, auf das Aussehen des Fahrers — und darauf, wie gut beides zueinander passt“, sagt Einsatzleiter Rainer Schaepkens.
Im Jahr 2010 haben die Beamten erstmals mehr Fahrer unter Drogen- als unter Alkoholeinfluss erwischt. 180 alkoholisierten Fahrern standen 196 unter Drogen gegenüber. Das waren allerdings nur die, die „einfach so“ und ohne Anlass kontrolliert worden waren. Bei den verursachten Verkehrsunfällen überwogen die Alkohol-Täter.
Diesem Teil der Bilanz messen Experten aber weniger Bedeutung bei. „Bei einem Schwerverletzten, der unter Alkohol steht, riecht man das“, sagt Antje Heymanns. Einen verletzten Drogenkonsumenten erkenne man eben nicht am äußeren Anschein.
Wer bei dieser großen Kontrolle in Viersen einen verdächtigen Eindruck macht, muss erst mal zeigen, was er noch kann: Augen schließen, Hände nach vorn, Fäuste ballen — und dann abschätzen, wie lang 30 Sekunden sind.