Freundeskreis für Rollstuhlfahrer meistert seit 40 Jahren Barrieren
Der Freundeskreis für Rollstuhlfahrer existiert in dieser Woche seit vier Jahrzehnten. Im Laufe der Zeit erreichte der Verein sehr viel in Viersen — nicht nur für Rollstuhlfahrer.
Viersen. Die Liste der Verdienste ist lang und ließe sich noch fortsetzen: eine Vielzahl von Behindertenparkplätzen, abgesenkte Bürgersteige, behindertengerechte Toiletten in öffentlichen Einrichtungen sowie eine entsprechende Toilette, die in der Viersener Fußgängerzone jederzeit zugänglich ist, die große Lobby für barrierefreies Bauen in Viersen, das erleichterte Ein- und Aussteigen an Bussen für Rollstuhlfahrer, die Einrichtung eines Behindertenbeauftragen für die Kreisstadt, das gut ausgebaute Leitsystem für Blinde.
Dass das Leben in Viersen und Umfeld für Menschen mit einer Behinderung ein stückweit leichter geworden ist, das geht in vielen Punkten auf die Arbeit des Freundeskreises für Rollstuhlfahrer zurück. Seit 40 Jahren macht sich der Verein nicht nur für die Belange von Rollstuhlfahrern, sondern für Menschen mit Behinderung im Allgemeinen stark.
„Seinen Anfang fand der Freundeskreis auf dem Rhein“, sagt Heinz-Jürgen Antwerpes, Vorsitzender des Vereins. Damals unternahmen mehrere Viersener eine Tour auf dem Rhein, speziell für Rollstuhlfahrer. Dort kamen sie mit Menschen aus Ratingen und Solingen ins Gespräch. In den beiden Städten gab es bereits Freundeskreise für Rollstuhlfahrer. So wurde die Idee, einen solchen Kreis in Viersen ins Leben zu rufen, geboren.
Am 21. September 1974 trafen sich acht Rollstuhlfahrer und sechs Menschen ohne Behinderung in der Gaststätte Vohsels zur Gründungsversammlung. 1977 konnte eine Begegnungsstätte an der Kaiserstraße 12 eingeweiht werden, die 1989 durch den Neubau an der Gladbacher Straße 60 ersetzt wurde. Neben verschiedenen Angeboten in der Begegnungsstätte, Ausflügen, Treffen mit befreundeten Behindertenvereinen und der Einrichtung eines Behindertenfahrdienstes, damit ein jeder die Begegnungsstätte auch erreichen konnte, lagen dem Verein die Belange von Menschen mit Behinderungen im Allgemeinen am Herzen. Immer wieder wies der Verein auf Probleme im Alltag hin, kämpfte für eine Lösung.
„Es war ein jahrelanger Kampf, bis in allen sieben Ratsausschüssen Vertreter aus unserem Verein saßen und als sachkundige Einwohner fungierten“, sagt Antwerpes. Heute ist der Freundeskreis bei Planungen immer mittendrin. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Viersen, der VAB sowie diversen Architektenbüros laufe sehr gut, sagt Antwerpes. Mittlerweile greift nicht nur die Viersener Stadtverwaltung auf das Wissen des Vereins zurück, sondern auch andere Gemeinden.
Dennoch gibt es Wünsche, die der Verein bislang nicht realisieren konnte: Eine Idee ist zum Beispiel ein Tourismusführer, der aufzeigt, wo es Hilfen für Menschen mit Behinderung gibt, angefangen von der behindertengerechten Toilette bis hin zum Blindenleitpfad. Erste Gespräche hierzu haben bereits stattgefunden.
Im Bereich Fahrdienst macht sich der Verein für eine andere Kostenübernahme stark. Schließlich erhöhe dieser Dienst die Mobilität und die dürfe nicht am Geld scheitern, sagt Antwerpes. Eins wünscht sich Antwerpes aber vor allen Dingen: mehr Sensibilität für die Belange von Menschen mit Behinderungen.