Kriminalität im Kreis Viersen Ermittlung wegen gefälschter Impfpässe
Kreis Viersen · Im Kreis Viersen tauchen immer mehr gefälschte Impfzertifikate auf, Tendenz stark steigend. Die Polizei ermittelt in rund 50 Fällen. Und bittet jetzt die Apotheken um Mithilfe. Doch das ist gar nicht so leicht. Ein Apotheker erzählt.
Erst waren es nur ein bis zwei Fälle pro Woche, in der vergangenen Woche waren es zehn: Dutzende gefälschte Impfzertifikate beschäftigen derzeit die Polizei im Kreis Viersen. In ihrem Kampf gegen die Fälschungen setzt sie auf die Mithilfe der Apotheker, die die Zertifikate für die Nutzung in Apps wie der Corona-Warn-App oder der COV-Pass-App digitalisieren. Über den Amtsapotheker stellte die Polizei am Wochenende den Apotheken ein Merkblatt mit sieben Handlungsempfehlungen zu.
„Ein falscher Impfpass ist kein Kavaliersdelikt“, betont Polizeisprecher Wolfgang Goertz. „Wer den im Einzelfall ausstellt, den erwartet eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe. Wenn derjenige, der falsche Impfpässe ausstellt, das gewerbsmäßig - also gegen Geld - oder als Mitglied einer Bande tut, dann geht es schon um Freiheitsstrafen zwischen drei Monaten und fünf Jahren.“ Für einen Impfpass mit einer angeblichen Corona-Schutzimpfung werden durchaus dreistellige Beträge bezahlt. Görtz: „Wer einen falschen Impfpass vorlegt, für den gilt auch die Strafandrohung bis zu einem Jahr, in bestimmten Fällen auch darüber hinaus.“
Derzeit ermittelt die Kriminalpolizei in kreisweit etwa 50 Fällen, in denen sich Menschen mit gefälschten Impfdokumenten ein Impfzertifikat ausstellen lassen wollten. Einen Schwerpunkt gebe es nicht, erklärte eine Polizeisprecherin. Nahezu alle Kommunen im Kreis seien betroffen. Wohl aber würden die Apotheken mehr und mehr Fälle melden. „Jeder Verdachtsfall wird angezeigt“, betonte der Polizeisprecher. Entsprechende Strafanzeigen wurden bereits gefertigt.
Auch Marcus Büschkes, Inhaber der Marcus- und der Windmühlen-Apotheke in Viersen-Dülken, hat bereits Erfahrungen mit gefälschten Impfpässen gemacht. „Unsere Mitarbeiterin stellte fest, dass die angegebene Chargen-Nummer des Impfstoffs gar nicht existierte. Sie fragte sicherheitshalber bei BioNTech nach; der Hersteller bestätigte das.“ Also informierte die Apotheke die Polizei. Als der Kunde am nächsten Tag seinen Impfpass und den QR-Code fürs digitale Impfzertifikat abholen wollte, kam auch die Polizei in die Apotheke.
„Allerdings ist es oft gar nicht so einfach, die Fälschungen sicher auszumachen“, berichtet Büschkes. „Wir hatten zum Beispiel einmal den Fall, dass uns ein Impfausweis vorgelegt wurde, wo auf dem Aufkleber der Name des Impfstoffs falsch geschrieben war. ,Fälschung‘, dachten wir.“ Der Kunde erklärte, er habe die Impfung im Krefelder Impfzentrum erhalten. „Als wir dort nachgefragt haben, wurde uns bestätigt, dass dort tatsächlich bei einigen Aufklebern der Name des Impfstoffs falsch geschrieben worden war“, berichtet Büschkens.
Für solch‘ aufwändige Recherchen sei aber oft eigentlich gar keine Zeit, berichtet der Dülkener Apotheker. „Zuletzt haben wir bis zu 200 digitale Impfzertifikate erstellt - pro Tag. Und das, während das normale Tagesgeschäft weiterlief.“
Als problematisch sieht Marcus Büschkes an, dass in den Impfzentren nicht mehr das digitale Impfzertifikat ausgegeben wird. „Auch viele Hausärzte verweisen lieber an die Apotheken.“