Kinderhaus ermöglicht ein Leben in Gemeinschaft

14 pflegebedürftige Kinder wohnen in der Einrichtung. Mit spezieller Förderung soll ihnen Normalität vermittelt werden.

Viersen. Daria atmet. Das Mädchen liegt in einem großen Kinderwagen im Garten des Kinderhauses. Jedes Mal, wenn Luft in ihre Lungenflügel strömt, ertönt ein leichtes Blubbern. Neben ihrem Kinderwagen steht eine Maschine, die den Sauerstoffgehalt in Darias Blut misst. Er ist gerade hoch genug, um das Kind zu versorgen — obwohl die zweite Maschine neben Daria stillsteht, diejenige, mit der das Mädchen sonst beatmet wird. Ärzte und Pflegekräfte haben lange darauf hingearbeitet, dass Daria manchmal ohne diese Maschine auskommt.

Foto: Busch sen.

Im Kinderhaus Viersen leben noch 13 andere Kinder. Sie alle sind schwerst mehrfach behindert. Die meisten können wenig oder gar nicht sprechen, nicht laufen, nicht toben. Einige werden sogar hier sterben. Trotzdem ist das Kinderhaus ein fröhlicher Ort. In den Betten der Kinder liegen Stofftiere, auf ihren Regalen steht Spielzeug. Durch große Fenster fällt Licht auf ein Bällebad im Gemeinschaftsraum, auf das Klavier, in das Wellnessbad. „Viele Eltern sind überrascht, wenn sie ihre Kinder hierherbringen. Sie sind von den Intensivstationen etwas anderes gewöhnt“, sagt Ingrid Koenen, die pflegerische Leiterin des Hauses.

Fast zehn Jahre lang haben engagierte Viersener — die meisten von ihnen Mitarbeiter der benachbarten Kinderklinik St. Nikolaus — darauf hingearbeitet, dass das Kinderhaus entsteht. In den Kliniken war Zeit, um Krankheiten zu behandeln. Zeit, um die Kinder zu fördern, fehlte. Der Umgang mit ihnen war von Vorsicht geprägt, von Sterilität. Im Kinderhaus dagegen begrüßt Charlie alle Besucher und Bewohner. Gerade kaut der Therapiehund auf einem Stock aus dem Garten. „Wir wollen den Kindern hier Normalität vermitteln“, sagt Koenen. Einige Eltern verlören erst im Kinderhaus die Furcht vor einem falschen Umgang mit ihrem Kind.

Eröffnet wurde das Haus vor vier Jahren. Es ist eines von vieren seiner Art in Deutschland. Pflege macht einen großen Teil der Arbeit aus, aber eben auch die Förderung. Die Kinder können Klang- und Bewegungstherapien machen, erhalten Schaummassagen, gehen spazieren.

Daria leidet seit ihrer Geburt vor vier Jahren an einer Muskelschwäche. Die Ursache ist unbekannt. Als sie vor zwei Jahren ins Kinderhaus einzog, brauchte sie rund um die Uhr die Hilfe von Maschinen. Dank Förderung und Pflege schafft sie es inzwischen, manchmal selbstständig zu atmen, bis zu zwei Stunden am Tag. Manche der Kinder können eines Tages sogar wieder zu ihren Familien ziehen.