Rockspektakel: Dynamit aus dem Norden

Beim Festival Eier mit Speck in Viersen begeistern vor allem die Dänen Volbeat und Waltari aus Finnland.

<strong>Niederrhein. Der Bürgermeister steht hinter der Sache. Klein und schmächtig sieht er auf der großen Bühne aus, die nur die Rockbands mit ihren heftigen Musik und ihren Lichtshows so richtig füllen können. "Und im nächsten Jahr heißt es dann zum dritten Mal: Eier mit Speck!" So bedankt sich Viersens Bürgermeister Günter Thönessen bei den Machern des Rockfestivals, der Hertzblut-Produktion. Ein wohlgewählter Name, denn es braucht eine Menge Enthusiasmus, so ein Ding zu stemmen. 24 Bands in drei Tagen, die Bühne, 20 Meter breit, acht Meter tief und sicher 10 Meter hoch, eine Anlage mit zwei Mal 20 000 Watt, 200 Scheinwerfer, davon allein 22 so genannte Moving Heads, beweglich also, die die Musik ins rechte Licht rückt. Schallschutzauflagen, die permanent kontrolliert werden, damit es keinen Ärger mit den Anwohnern gibt, denn in weiten Teilen der Stadt ist die Musik vom Festivalgelände am Hohen Busch zu hören. Dazu Frühstück - Eier mit Speck für die mehr als 850 Leute, die in Zelten um das Festival-Gelände genächtigt haben. 1600 Zuschauer erlebten am Freitag ab 16 Uhr sechs Bands, darunter Volbeat als Topact. Mit denen hatte "Tappi", Christoph Tappesser von Hertzblut, mal wieder einen richtig guten Riecher gehabt. Denn der Vertrag, den er im Dezember 2006 abgeschlossen hatte, wäre nur drei Monate später wahrscheinlich nicht mehr zu zahlen gewesen. Da waren die Vier mit ihrem neuen Album "Rock the Rebel/Metal the Devil" auf Platz eins der Albumcharts in ihrer Heimat Dänemark gelandet, den sie drei Monate lang hielten. Seitdem reisen sie von Festival zu Festival, und die Besucher von Eier mit Speck waren begeistert. Denn die Dänen räumten mächtig ab mit ihrer gewaltigen Show. Da hatten es danach Eddie’s Revenge schwer, auch wenn sie ihre Vorbilder Iron Maiden praktisch perfekt kopierten.

Große Gaudi vor der Bühne: Schlammschlacht

Am Samstag verwandelte der Regen die Festival-Fläche auf dem Hohen Busch in eine leicht matschige Angelegenheit. Zu Beginn um 12 Uhr kamen die meisten in Gummi-Flip-Flops, am Nachmittag noch suhlten sich die, die sich als Kind nicht schmutzig machen durften. Sie genossen es, vor der Bühne durch den Matsch zu schliddern und sich eine Schlammschlacht zu liefern. Was zur größten Gaudi wurde rund völlig friedlich abging.

Sogar der Romantik tat der Schlamm keinen Abbruch. Ein junges Paar, beide mit verschmierten Gesichtern für Außenstehende eher lustig anzusehen, steht sich gegenüber, hält sich an den Händen. Sie sehen sich derartig tief in die Augen und ihr Atem hat eine Frequenz, dass jetzt eigentlich eine Liebeserklärung folgen musste - der man aus Achtung vor der Intimität der Situation lieber nicht beiwohnt. Angst vor Öffentlichkeit hat wenig später ein junger Mann nicht: Von der Bühne aus fragt er übers Mikrofon: "Daniela, willst Du meine Frau werden?"

Hertzblut engagiert Bands von unterschiedlichem Standard. "Da sind welche hier aus der Gegend dabei, die sind froh, dass sie auftreten können", sagt Saori König, die auch die Trafostation betreibt. Nachwuchsförderung, die beim Publikum gut ankommt. Jeweils eine halbe Stunde gehört ihnen die Bühne. Gewinner an diesem Wochenende waren auf jeden Fall Beatlesons aus Düsseldorf mit ihrer Mischung aus Polka und Punk, die Plexiphones aus Mönchengladbach mit ihren melodiösen Klängen, und die Metal-Band New Damage aus Krefeld.

Veranstaltung Das Festival Eier mit Speck fand zum zweiten Mal am Hohen Busch in Viersen statt. An den drei Tagen spielten 24 Bands. Herausragend dabei: Volbeat aus Dänemark und Waltari aus Finnland.

Zuschauer Die Besucher kamen aus ganz Deutschland, den benachbarten Niederlanden und sogar aus Österreich, wie man an den Autokennzeichen ablesen konnte. Viele übernachteten auf dem Campinggelände. Für sie gab es morgens Eier mit Speck.

Neuauflage Trotz Lärmbeschwerden soll es das Festival auch im nächsten Jahr wieder geben, sicherte Bürgermeister Thönnessen den Zuschauern zu. Die Veranstalter hätten ein tolles Festival auf die Bühne gestellt.