Schlüssel in Narrenhand
Bei Sonnenschein und wenig Gegenwehr haben die Möhnen leichtes Spiel.
Dülken/Süchteln/Viersen. Die Dreistadtmöhnen haben ihren großen Tag: Mit viel Charme und List nehmen sie die drei „Verwaltungsbunker“ auf Viersener Stadtgebiet im Sturm an diesem kalten, aber sonnigen Altweiberdonnerstag.
Das erste Rathaus fällt natürlich in der „Karnevalshauptstadt“ Dülken, und zwar nach genau elfminütiger „schlafmütziger Gegenwehr“. Die noch vom Winterschlaf gezeichneten Amtsträger Rolf Corsten (seines Zeichens Kämmerer der Stadt Viersen) und Michael Aach (Ortsbürgermeister) haben keine Chance. Schlipslos, fast wortlos und kaum motiviert ist das Schicksal der Herren in Dülken rasch besiegelt.
Hinzu kommt, dass „Obermöhn“ Ingeborg Gatz — fast wie ein Spieß bei der Bundeswehr — die Kommandos zackig unters Narrenvolk brüllt. So wird der Möhnensieg zur Formsache. Stolz zeigen die Jecken den prächtig geschnitzten Rathausschlüssel, der die Türen zu den (allerdings leeren) Tresoren öffnen soll.
Dann zieht die Karawane weiter ins Epizentrum des Dölker Straßenkarnevals, den Alten Markt, wo das Ordnungsamt der Stadt als „Aufpasser“ fungiert.
Dass die Zeiten vorbei sind, in denen die Möhnen mit der Feuerwehrleiter Rathäuser stürmen durften, wird in Süchteln deutlich. Wegen der Sicherheitsauflagen schleicht Margret Maier als Obermöhn im närrischen Sötele mit einer kleinen Leiter ins wenig wehrhafte Süchtelner „Beamtensilo“, öffnet die Türe und kann mit ihren Mitstreiterinnen alsbald im wunderschönen alten Sitzungssaal im ersten Stock die Macht an sich nehmen.
Gegenwehr ist praktisch nicht vorhanden, denn Brötchen und ein „helles Blondes“ locken die sichtlich schlappen Mitarbeiter weitaus mehr, als der Kampf um den Arbeitsplatz und die Macht im Rathaus.
Weiter geht’s auf den Lindenplatz, wo sich, wie in Dülken, einige hundert Narren eingefunden haben und von den Tänzen der Prinzengarde begeistert sind.
Das jüngste Gebäude fällt dann am späten Nachmittag in die Hand der Vierscher Möhnen. Groß ist das Aufgebot der Karnevalisten vor dem Stadthaus, wo sich auch zahlreiche Zuschauer eingefunden haben. Mit dabei das Viersener Prinzenpaar, der jetzt 55 Jahre alte Festausschuss, die Prinzengarde und natürlich die Möhnen aus Viersen, die sich rasch Einlass verschaffen in den Glaspalast.
Im Foyer des Stadthauses wird nach der Kapitulation von Bürgermeister Günter Thönnessen weiter gefeiert.