Kreis Viersen Der lange Weg zum Krankenhaus

Kreis Viersen. · Besonders im Westen des Kreises gibt es weite Wege zur nächsten Klinik.

Der Krankenhausatlas zeigt, wie lang die Fahrtzeit zum nächsten Krankenhaus ist.

Foto: krankenhausatlas.statistikportal.de

Die Menschen in Elmpt und Overhetfeld haben es am Weitesten. Für Bewohner der Niederkrüchtener Ortsteile dauert die Fahrt zum nächsten Krankenhaus am längsten – verglichen mit den anderen Städten und Gemeinden im Kreis Viersen. Dies ergeben Daten eines bundesweiten Krankenhausatlas, der nach Angaben des Landesbetriebs Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT NRW) erstmals für jeden Standort in Deutschland die Erreichbarkeit des nächstgelegenen Krankenhauses aufzeigt.

72 Prozent der Bevölkerung in den städtischen Regionen NRWs erreichen innerhalb von zehn Minuten ein Krankenhaus mit einer Basisversorgung, haben Statistiker errechnet. Schneller (Fahrtzeit bis zu fünf Minuten) geht es im Westkreis für jene Menschen, die in der direkten Nähe von Krankenhäusern wohnen, also des Städtischen Krankenhauses in Nettetal-Lobberich, der LVR-Klinik und des St.-Irmgradis-Krankenhauses in Viersen-Süchteln und des Allgemeinen Krankenhauses Viersen. Im erweiterten Bereich um die Krankenhäuser herum wird die blaue Farbe im Atlas etwas heller – dort brauchen die Anwohner bis zu zehn Minuten, im grün dargestellten Bereich dauert es bis zu 15 Minuten. Grün leuchtet der Atlas beispielsweise für Teile Nettetal-Kaldenkirchens, Brüggen-Bracht, Schwalmtal-Waldniel und Viersen-Dülken.

Gelb (bis 20 Minuten) sind weite Teile Niederkrüchtens und Brüggens sowie orangefarben (20 bis 30 Minuten) eben jene Flächen im Westen des Kreises sowie der Niederkrüchtener Ortsteil Laar als eine kleine Insel. Die Fahrtzeiten, betonen die Statistiker, seien für Personenwagen „bei ungestörter Verkehrslage“ ermittelt worden.

Aufgrund von Baustellen, Straßensperrungen, Staus und sonstigen Verkehrsbehinderungen können die tatsächlichen Fahrtzeiten also länger sein. Grundlage der Berechnung sind Straßendaten des Projekts Open Street Map sowie Daten von Krankenhäusern.

Der Atlas ist im Internet einsehbar und zeigt auf einer farblich markierten Landkarte die Entfernungen. Die Erreichbarkeit von Krankenhäusern mit besonderen Schwerpunkten – beispielsweise psychiatrische Abteilungen oder Geburtshilfe – können sich Nutzer in dem Atlas ebenfalls anzeigen lassen. Abhängig davon, welchen Schwerpunkt sie wählen, verändern sich die Karten.

Für Niederkrüchtens Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos) sind die Ergebnisse kein Grund zur Sorge. „Das ist eben das, was der ländliche Raum mit sich bringt“, sagt er. „Wir können uns hier kein Krankenhaus hin wünschen.“ Bis 1962 gab es eine eigene Klinik in der Gemeinde. Allerdings sei die notärztliche Versorgung viel wichtiger als die private Anfahrt zum nächsten Krankenhaus. Und „die funktioniert“, sagt Wassong. „Die Hilfsfristen werden eingehalten.“ In städtischen Gebieten soll der Rettungswagen in acht, in ländlichen Gebieten in zwölf Minuten vor Ort sein. So ist beispielsweise die im Atlas orangefarben markierte Insel Laar durch die Rettungswache Schwalmtal-Niederkrüchten in Heyen abgedeckt. „Wir sind nicht in der Pampa“, sagt Wassong. „Im Rahmen was möglich ist, sind wir gut versorgt.“

Diese Ansicht teilt auch der Brüggener Bürgermeister Frank Gellen (CDU). Die jetzige notärztliche Versorgung sei „zufriedenstellend“, sagt er. Dass sich nicht überall eine Klinik in unmittelbarer Nähe befinde, „lässt sich im ländlichen Raum kaum ändern“. Erst vor drei Wochen sei er nach Schweden gereist und habe sich die dortige Gesundheitsversorgung angesehen. Die Wege seien mitunter so weit, „da dürfen wir hier nicht meckern“, sagt Gellen. Man müsse in diesem Bereich vor allem realistisch sein, was bedeute: „Das Wichtigste ist die Erstversorgung, danach ergibt sich alles Weitere“, sagt Gellen.