Stadt und Mensch Nachdenken über Alte Lateinschule

Viersen · Das Kunstgenerator-Stipendium war 2007 gemeinsam von NEW und der Stadt Viersen ausgeschrieben worden. 16 Jahre lang konnten die Stipendiaten ein Jahr lang in der Alten Lateinschule leben und arbeiten. Mit der Ausstellung von Nico Pachali ist das Kunstgenerator-Projekt ausgelaufen. Stadt und NEW als Sponsor denken darüber nach, wie es mit der Alten Lateinschule weitergehen soll.

Die Alte Lateinschule gegenüber der Generatorenhalle an der Rektoratstraße steht im Moment leer.

Foto: Heribert Brinkmann

Am 24. August wird es in Viersen etwas Neues geben: Ein Open-Air-Konzert auf dem Rathausmarkt zwischen Stadthaus und Bibliothek. Das Konzert wird von NEW gesponsort, das Konzert kann also ohne Eintritt besucht werden. Der NEW-Musiksommer breitet sich also jetzt nach Viersen aus. Es soll ein Kölscher Abend werden, mit einer Vorband aus der Region, anschließend folgt eine bekannte Kölner Karnevalsband, teilt eine Sprecherin des Unternehmens auf Nachfrage mit. Wie es beim NEW-Musiksommer üblich ist, ist der Eintritt kostenlos. Es werden allerdings Spenden für soziale Einrichtungen gesammelt. Sammeln in diesem Jahr wird die Stiftung „Fundacion für Kinder“ aus Viersen.

Bekannt wurden diese Neuerungen am Ende der Sitzung des Kultur- und Partnerschaftsausschusses. Für die SPD-Fraktion wollte Manuel García Limia den aktuellen Sachstand zur Alten Lateinschule wissen. Mit der Finissage am 10. März war das Stipendiaten-Programm ausgelaufen. „Kunstgenerator“ war ein Residenzstipendium, das jeweils für die Dauer von einem Jahr von der NEW und der Stadt Viersen an junge Nachwuchskünstler vergeben wurde. Die jeweiligen Stipendiaten wohnten und arbeiteten in der Alten Lateinschule am Dechant-Frenken-Platz und bekamen einen monatlichen Unterhaltszuschuss. Die NEW und die Stadt Viersen verfolgten damit das Ziel, junge Künstler und Künstlerinnen am Beginn ihrer Karriere zu fördern. Insgesamt wohnten und arbeiteten 16 junge Künstlerinnen und Künstler zwischen 2008 und 2024 in der Alten Lateinschule. Alle ehemaligen Stipendiaten sind heute noch im Kunstgeschäft, zum Teil auch auf internationaler Ebene, tätig, heißt es in einer Mitteilung von NEW.

Limia fand es schade, dass sich NEW als Sponsor aus dem Programm verabschiedet habe. „Ich bedauere das auch“, sagte Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD). Für die Förderung junger Künstler sei ein privater Sponsor gefunden worden, der etwas Ähnliches wie NEW in der Alten Lateinschule machen wolle, aber deutlich abgespeckt. Die Bürgermeisterin sprach von vier Monaten anstelle von einem Jahr. Angedacht sei die Hausmeisterwohnung im Weberhaus in Süchteln.

Die Alte Lateinschule befindet sich im Eigentum der NEW, genau vis à vis der ehemaligen Generatorenhalle und der Viersener NEW-Niederlassung. Über die künftige Nutzung der Räume ohne ein aufwendiges Projekt wie ein Artist in Residence sind Stadt und NEW miteinander „im Gespräch“ und im „engen Austausch“. Noch habe man nichts gefunden, was beiden Seiten gefiele und das Haus dauerhaft auslaste. Beide Seiten halten sich bedeckt, was eine zeitliche Einordnung ermöglichen würde.

Ein Open-Air-Konzert für viele Zuhörer statt einer Förderung von Nachwuchskünstlern schafft zwar mehr Breitenwirkung, ist aber nicht zwangsläufig eine Abkehr von „elitäter Kunst“. Die Lateinschule soll weiter eine Stätte für zeitgenössische Kunst bleiben.

Die Kulturabteilung im Rathaus erarbeitet ebenso ein neues Konzept für das Projekt „Kulturstrolche“, mit dem jedes Jahr eine andere Grundschulklasse an Kunst und Kultur herangeführt wird. Wenn die NEW dabei einsteige, könne man alle Grundschulen beglücken und nicht jährlich nur eine.

Sollte das Open-Air-Konzert am 24. August gut besucht und von den Viersenern gut angenommen werden, denkt man bei der NEW bereits an eine mögliche Fortsetzung. Wenn in diesem Jahr beim Konzert Spenden gesammelt werden, sollen sie dem Viersener Verein Fondacion für Kinder zugutekommen. Projekte des Vereins sind ein Fußballcamp, eine Kochreihe im Jugendzentrum Ett in Dülken sowie das Blaue Haus. Das Blaue Haus ist eine offene Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung im Stadtteil Robend. Das Haus ist an vier Tagen die Woche geöffnet und steht allen Besuchenden ab sechs Jahren zur Verfügung.

Den Kindern und Jugendlichen wird hier ein Programm zur Freizeitgestaltung geboten: neben Kreativ- und Sportangeboten gibt es auch Ausflüge.