Das Handwerk im Kreis Viersen Frühjahrsgutachten sieht Stagnation beim Handwerk

Kreis Viersen · Die Handwerkskammer Düsseldorf hat ihr Frühjahrsgutachten vorgelegt. Die Stimmung der befragten Betriebe ist besser als die aktuelle Lage. Die Zahlen für die Betriebe im Kreis Viersen liegen dabei leicht über dem Kammerdurchschnitt.

Im Kfz-Gewerbe melden 23 Prozent der Werkstatt- und Autohandelsunternehmen eine verschlechterte Geschäftslage. Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen im wichtigen Monat März lag um 6,2 Prozent unter Vorjahreswert; der Verkauf von E-Fahrzeugen ging um 28,9 Prozent zurück.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die Handwerks-Unternehmen am linken Niederrhein schauen leicht optimistischer auf das Frühjahrs- und Sommergeschäft als zuletzt in die Wintermonate – ohne dass man von einer echten Entspannung sprechen kann. Das Frühjahrsgutachten der Handwerkammer Düsseldorf spricht so auch von einer konjunkturellen Seitwärtsbewegung, nur die Erwartungen fielen freundlicher aus.

Die konjunkturelle Lage des Handwerks im gesamten Kammerbezirk Düsseldorf bleibt im Frühjahr 2024 von der wenig dynamischen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und der angespannten Lage im Neubausektor geprägt, heißt es im Frühjahrsgutachten. Der Geschäftsklimaindex für den größten mittelständischen Wirtschaftssektor klettert gegenüber der Herbstumfrage von 104 auf 112 Punkte. Die aktuelle Geschäftslage und insbesondere die Umsatz- und Auftragssituation haben sich bei der Mehrheit der Firmen gegenüber dem Herbst des Vorjahres zwar moderat verschlechtert. Optimistischere Zukunftserwartungen als noch vor einem halben Jahr bewirkten unterm Strich jedoch einen leichten Indexanstieg.

Am stärksten in der Flaute stecken das unter der Kostenexplosion und überbordender Regulierung leidende Bauhauptgewerbe (Umsatzklima: 86 Punkte) und die Zulieferhandwerke für den gewerblichen Bedarf (91 Punkte), die in der Wertschöpfungskette von der schwächelnden Industrieproduktion mit erfasst sind. Im Kfz-Gewerbe, wo 23 Prozent (5 Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt aller Branchen) und damit fast jedes vierte Werkstatt- und Autohandelsunternehmen eine verschlechterte Geschäftslage melden, lag die Zahl der Pkw-Neuzulassungen im wichtigen Monat März um 6,2 Prozent unter Vorjahreswert; der Verkauf von E-Fahrzeugen ging um 28,9 Prozent zurück. „Die Handwerkskonjunktur befindet sich in einer Seitwärtsbewegung,“ fasste HWK-Präsident Andreas Ehlert das Umfragebild bei der Vorstellung des Konjunkturgutachtens am Montag zusammen. Die „harten“ Konjunkturparameter Umsatz- und Auftragsklima bleiben damit im negativen Bereich. Insgesamt tritt die Handwerkskonjunktur auf der Stelle, auch wenn die Talsohle erreicht zu sein scheint.

41 Prozent der Betriebe im
Kreis melden offene Stellen

Im Wirtschaftsraum Linker Niederrhein schließt der Kreis Viersen insgesamt am besten ab. Beim Frühjahrsgutachten liegt der Kreis Viersen beim Geschäftsklimaindex mit 113 sogar über dem Wert des Kammerbezirks mit 112. Am Linken Niederrhein, beim Index insgesamt bei 110, liegt der Kreis Viersen damit vorn, vor Mönchengladbach (111) und dem Kreis Kleve (104). Auch bei der durchschnittlichen Auslastung liegt der Kreis Viersen zusammen mit der Stadt Mönchengladbach mit dem Wert 79 leicht über dem Gesamtwert der Kammer mit 78. Die Auftragsweite in Wochen schwankt erheblich. Liegt der Wert für den Kammerbezirk bei 9,3 Wochen, liegt er im Unterbezirk Linker Niederrhein bei 10,3, im Kreis Viersen sogar bei 12,9, während Mönchengladbach mit 8,7 Wochen unter dem Kammerdurchschnitt bleibt.

Im Kammerbezirk meldeten 38 Prozent aller Betriebe offene Stellen an. Im Kreis Viersen waren das 41 Prozent der Betriebe, während in Mönchengladbach nur 32 Prozent der Betriebe offene Stellen meldeten. Vor einem Jahr lag der Wert im Kreis Viersen sogar noch bei 48 Prozent. Interessant ist noch ein Blick auf die Vergabepraxis der Banken, zumindest wie sie von den Betrieben gesehen wird. Im Kammerbezirk ergibt der Index bei entgegenkommend den Wert von 21, bei normal 44 und bei restriktiv 35. Für den Kreis Viersen sehen die Werte leicht anders aus: entgegenkommend 22, normal 39 und restriktiv 39, der höchste Wert am Linken Niederrhein. Bei Mönchengladbach sehen die Rückmeldungen ganz anders aus: entgegenkommend 17, normal 57 und restriktiv nur 26.

„Stagnation und Investitionsschwäche dürfen nicht zum Dauerzustand werden,“ mahnte Kammerpräsident Andreas Ehlert an. Er forderte spürbare steuerliche Entlastungen, eine Sozialabgabenbremse und mehr Investitionsanreize ein.“