Stoffe, Obst und flotte Sprüche auf dem Schöppenmarkt
Rund 100 000 Besucher kamen am Aschermittwoch zum Schöppenmarkt nach Dülken.
Viersen. „Bananen-Fred“ läuft auf der Ladefläche seines Lastwagens hin und her. Blitzschnell füllt er eine aufgestellte Reihe von 15 Korbtaschen mit Orangen, Grapefruit, Clementinen und Ananas.
„Für zehn und zwölf Euro“, sagt der Hamburger. Dafür, dass seine Kasse klingelt, sorgen auch Freds flotte Sprüche.
Der Händler („vom Hamburger Fischmarkt“) ist der Publikumsmagnet auf dem Schöppenmarkt in Viersen-Dülken. In der ersten Reihe stehen die Obst-Käufer vor den gefüllten Taschen, dahinter drängen sich die Zuhörer. Fred redet ohne Pause. „Kommen Sie auch aus Hamburg? Wohnen Sie jetzt hier?“, fragt er eine Frau, die vor dem Lastwagen steht.
„Hamburg hat die Elbphilharmonie, was habt ihr denn so?“, wendet sich der Händler an das Publikum. Und versichert: „Ich bin kein Mann für eine Nacht.“ Eine andere Bemerkung sorgt für Nostalgie: „Das war noch Geld, die schönen alten Fünf-Mark-Scheine“, schwärmt der Hamburger, als ein Mann mit zwei Fünf-Euro-Scheinen bezahlt.
Die Menge an Obst, die Bananen-Fred schon verkauft hat, zeigen die zahllosen leeren Kartons neben seinem Lkw. Immer wieder wirft er einen ausgeräumten Karton von der Ladefläche. „Obstkauf ist Vertrauenssache, Käsekauf eine Überwindung“.
Dieser Spruch richtet sich gegen Freds Nachbarn auf der Schulstraße, „Käse-Rudi“ aus Fröndenberg. Der steht ganz im Schatten des wortgewandten Obstverkäufers. Rudis Angebot — acht Teile und ein Riesenstück Käse für 15 Euro — kann nicht mithalten. Die Folge: weniger Käufer, weniger Publikum.
Im Gegensatz zu Rudi und Fred braucht Aal-Volker kein Mikrofon. Seine Stimme ist laut genug. Der Verkäufer bietet Aal und anderen Fisch für zehn Euro an. Auch seine Bemerkungen haben Unterhaltungswert: „Hat jemand einen Sonderwunsch? Möchte jemand ein Gespräch, eine Beratung?“
Auf der Schulstraße werden auch „Gewürze aus aller Welt“ angeboten. Dazu gehören Vanille-Stangen — zehn für fünf, fünf Stangen für drei Euro.
Zunächst ist es auf dem Schöppenmarkt kühl und neblig. Am Mittag setzt sich die Sonne durch. Sie wärmt Besucher und Händler. Zu dieser Zeit sind Backfisch, Reibekuchen und dampfender Grillschinken sehr begehrt.
Die lange Zeit des Schöppenmarkts ohne „Schöppen“ (Schaufeln) ist vorbei. Auf einem gemeinsamen Stand von Naturschutzbund (Nabu) und Raiffeisenmarkt werden Platt- und Rundschaufeln angeboten. „Dass es auf dem Markt keine Schöppen gab, hat mich gewurmt“, sagt Günter Wessels vom Nabu.
Der Markt findet seit 1847 statt und ist der älteste Krammarkt in Westdeutschland. Früher wurden vor allem Handwerksgeräte einschließlich „Schöppen“ angeboten. So ist der Name des Marktes entstanden.