Robotik im OP LVR zieht positive Bilanz aus vergangenen drei Jahren
Viersen-Süchteln · Seit drei Jahren setzt die Orthopädie der LVR-Klinik Robotik im OP-Saal ein. Wie eine Operation mit Roboter abläuft, wieso nach wie vor ein Chirurg notwendig ist und wo die Entwicklung mit künstlicher Intelligenz hingehen könnte.
Ein etwa hüfthoher heller Aufbau mit blauen Griffen; obendrauf sitzt ein Arm aus Edelstahlelementen, der nach vorne abgeknickt ist. Das Ganze überzogen mit einer durchsichtigen Plastikhülle – schließlich muss alles steril sein.
Seit drei Jahren werden Operationen in der Orthopädie der LVR-Klinik von Robotern unterstützt. Mit wild ausufernden Science-Fiction-Vorstellungen hat das aber nicht viel zu tun. Viel eher erinnert der Anblick an Fabrikarbeit. Die Optik spielt jedoch kaum eine Rolle, was zählt, ist die Funktionalität. Und die hat die Orthopädie der LVR-Klinik in Süchteln in den vergangenen Jahren unter Beweis gestellt.
„Rund 80 Prozent der Gelenkersatz-Operationen in Deutschland finden noch konventionell statt“ erklärt Jochen Neßler, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der LVR-Klinik für Orthopädie Viersen. Dabei liege das Risiko bei 20 bis 30 Prozent, dass das Ergebnis nicht im akzeptablen Bereich liege. Die LVR-Klinik setzt bereits seit 20 Jahren auf Computernavigation. Ein entscheidender Vorteil für weitere Entwicklungen. Der Umschwung hin zur Robotik sei dadurch nicht sehr schwierig gewesen. Dazugekommen sei lediglich das Gerät selbst, das sich bewegen kann. „Aber den technologischen Anspruch waren wir schon gewöhnt. Deshalb war es für uns ein sanfter Übergang“, sagt Neßler. „Für Kliniken, die noch konventionell operieren, geht mit dem Einsatz eines Roboters eine deutlich größere Umstellung einher.“
In der Region war die Orthopädie der LVR-Klinik die erste, die Robotik im OP-Saal einsetzte. Es gelte, den technischen Fortschritt im Blick zu haben. „Aber“, sagt Neßler, „auf keinen Fall auf Teufel komm raus. Wir prüfen das immer ganz genau.“ Und so verwundert es nicht, dass sich der Start der Robotik vor drei Jahren als „vollkommen richtig und folgerichtig“ erwiesen habe.
Die Fehlerwahrscheinlichkeit wird durch den Einsatz modernster Technik noch weiter minimiert. Oft komme daher die Frage, wozu es einen Operateur überhaupt noch brauche, sagt Neßler. „Der Roboter wird von uns mit Daten gefüttert. Daraufhin macht er uns sogenannte Implantationsvorschläge.“ Was dem Roboter aber fehle, sei schlicht Erfahrung. „Jedes Gelenk ist einzigartig und deshalb ist es sehr wichtig, dass ein Chirurg seine Erfahrung einbringen kann und die Planungsarbeit macht.“ Der Mensch mache sozusagen das Feintuning. Bei schlechter Planungsarbeit sei auch das Ergebnis schlecht.
„Hinzu kommt, dass der Roboter zwar in der Lage ist die Operation am Knochen eigenständig durchzuführen“, sagt Neßler. „Aber man muss ja auch erst mal bis zum Knochen kommen.“ So sei für das perfekte Ergebnis ein Zusammenspiel von Technik und Operateur nötig.
Im OP der LVR-Klinik für Orthopädie Viersen ist die neueste Technik immer im Einsatz. Die robotisch unterstützten Instrumente hat dabei immer noch der Operateur selbst in der Hand, aber Fehler werden eben nicht mehr zugelassen.
Auch die weiteren Entwicklungen werden genau betrachtet, um zu prüfen, ob die Leistungen noch weiter optimiert werden können. Aber, und das unterstreicht Chefarzt Neßler, „der Mensch steht hier immer an erster Stelle. Das gilt natürlich auch für unser OP-Team, in dem wir die Robotik als Verstärkung und sinnvolle Ergänzung sehen.“
Neßler glaubt, dass der Einsatz von Robotern in 20 Jahren zum Standard im OP-Saal gehören wird. „In Zukunft wird außerdem KI eine wichtigere Rolle spielen als bisher“, sagt er. „Wenn große Kliniken wie wir, die bereits seit Jahren mit dieser Technologie arbeiten ihre Erfahrungen zusammenlegen, entsteht ein großer Datenpool, von dem alle weltweit profitieren können.“ So könnte KI als Schwarmintelligenz im OP nützlich eingesetzt werden. „Ich sehe in dieser Vernetzung von Wissen den größten Gewinn“, sagt Neßler.
Einziger Nachteil der Robotik seien die hohen Kosten, die damit verbunden sind. „Die Klinik verdient das gleiche Geld, egal ob Robotik im OP eingesetzt wird oder nicht“, sagt er. „Das führt automatisch dazu, dass nur große Kliniken davon Gebrauch machen können.“ Da müsse die Politik noch nachjustieren.