Eine Abiturientin erzählt „Ich sah Tiere und wollte wissen, woran sie gestorben sind“

Viersen · Nach dem Schulabschluss stehen jungen Menschen viele Türen offen. Die Abiturientin Kim Zettl hat von ihren außergewöhnlichen Zukunftsplänen erzählt.

Kim Zettl hat in diesem Jahr ihr Abitur gemacht und freut sich aufs Studium.

Foto: Stefan Curth

In Kim Zettls Zimmer steht ein Sperber, der von ihr selbst präpariert wurde. Ein lebendes Haustier hat sie auch. Besser gesagt mehrere: Es sind Fauchschaben – erste kleine Hinweise auf ihre ungewöhnlichen Interessen.

Kim Zettl ist 18 Jahre alt, wohnt in Süchteln und hat gerade am Viersener Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium ihre Abiturprüfungen absolviert. Gerne sei sie zur Schule gegangen, erzählt sie. „Der Unterricht hat mich meistens interessiert, die Lehrer waren nett“, sagt sie. Ihr Zeugnis wird sie erst Ende Juni in Händen halten und als Grundlage für die Bewerbung auf einen Studienplatz einsetzen können, aber ihr Entschluss steht fest und sie zweifelt keinen Moment daran, dass er sich wird realisieren lassen: Sie möchte und wird Biologie studieren. So weit, so normal. Nach sechs Semestern Bachelorstudium der allgemeinen Biologie allerdings plant Kim Zettl, sich im Masterstudiengang zu spezialisieren. Und hier wird es spannend: Die Abiturientin strebt eine Vertiefung im Bereich der Kriminalbiologie an.

„Ich habe mich immer schon für Forensik und Kriminalistik interessiert“, erzählt Kim Zettl. Angefangen hat alles mit toten Tieren auf der Straße. „Ich ging mit meiner Mutter spazieren, sah die Tiere und wollte wissen, wie und woran sie gestorben sind.“ Mit elf Jahren besuchte sie ihren ersten Vortrag über Forensik, mit 13 Jahren belegte Kim Zettl einen Studienkurs bei den „Körperwelten“ – die seit 1995 tourende Wanderausstellung von plastinierten Körper hat sie natürlich mit großem Interesse angeschaut. Kim Zettl lernte Mark Benecke kennen, den bekannten Kriminalbiologen und Spezialisten für forensische Entomologie.

Anlässlich der schulischen Berufsfelderkundungstage vor gut zwei Jahren kam Zettl in Kontakt mit dem Düsseldorfer Aquazoo Löbbecke Museum. Seitdem arbeitet sie ehrenamtlich im Aquazoo. Hier lernte sie unter anderem, wie man Tiere präpariert. Eine wichtige Aufgabe dort sind ihre YouTube-Filme, die sie selbständig produziert. Unter dem Motto „Kim im Keller“ lässt sie sich auf ihrer Forschungsreise durch die Sammlungsobjekte begleiten. Über 20 Videos sind bislang entstanden, in denen winzige Insekten oder das riesige Pottwalskelett, ausgestorbene Tiere wie der Riesenalk oder die besondere Löbbecke-Delfinschnecke vorgestellt werden. Die Präparation eines Vogels können die Zuschauerinnen und Zuschauer ebenfalls mitverfolgen.

An ihrer Schule war Kim Zettl Mitglied der Schülervertretung. Während einer Projektwoche leitete sie einen Forensik-Kurs. Wenn Kim Zettl gerade nicht ein neues Video für „Kim im Keller“ produziert, kann man sie beim Jugendrotkreuz-Kreisverband Viersen antreffen. Hier ist sie Gruppenleiterin. Ihr Wissen über den Sanitätsdienst setzte sie ein, um Jugendsanitäterinnen und Sanitäter an ihrer Schule auszubilden. Was sie sonst noch tut: Hip-Hop-Tanzen. Oder mit ihrem Deutschlandticket durchs Land reisen – und über die Grenze: London, Lettland möchte sie gerne sehen. In Portugal hat sie an einer Wal-Expedition teilgenommen. Über ihre Erlebnisse dort hielt sie einen Vortrag am Aquazoo Löbbecke Museum.

Im letzten Jahr erhielt Kim Zettl als Anerkennung ihrer ehrenamtlichen Arbeit beim Jugendrotkreuz und im Aquazoo den „Young Women in Public Affairs Award“ des Zonta-Clubs Viersen.

Um ein wenig Geld zu verdienen, beginnt sie am 1. Juli mit einem Nebenjob. Bei einem Kempener Bestattungsunternehmen.