Viersen: Kindergarten in der Kirche

Das Seitenschiff von St.Ulrich könnte Standort für eine Betreuungseinrichtung werden. Unsere Redaktion sprach darüber mit dem beauftragten Architekten.

Viersen. Regelmäßiges Windelwechseln im Seitenschiff eines katholischen Gotteshauses - das könnte in Viersen in absehbarer Zeit Realität werden. Für die Dülkener Kirche St. Ulrich ist eine im Gebäude integrierte Kindertagesstätte im Gespräch.

Mit den Vorplanungen beauftragt ist das Viersener Büro Dewey+Bohm-Schröder. Das hat reichlich Erfahrung im Umgang mit Sakralbauten: Unter anderem für die Umnutzung der Kempener Heilig-Geist-Kapelle zur Buchhandlung und den Neubau von St. Simon und Judas Thaddäus im Braunkohle-Gebiet (Otzenrath/Spenrath) zeichneten die Architekten an der Bahnhofstraße verantwortlich.

Gregor Dewey erklärt, wie er sich die Zukunft von St. Ulrich vorstellt: "Geplant ist, dass Seitenschiff abzutrennen und das Hauptschiff als Kirchenraum zu erhalten."

Eine Leichtbauwand fast unmittelbar hinter den hohen Säulen würde dann Kita und Kirche trennen. Eine Verbindungstür ist allerdings vorgesehen. Alle Einbauten seien "reversibel", um sie - bei einer eventuellen Änderung des Bedarfs nach einigen Jahrzehnten - ausbauen zu können.

Etwa 240 Quadratmeter Fläche würde die aus den 60er Jahren stammende Kirche verlieren. "Im Grund ist es nur eine Reduzierung der Sitzfläche", sagt Dewey - einen Seitenaltar zur Anbetung gibt es im Seitenschiff von St.Ulrich nicht. Übrig blieben rund 500 Quadratmeter für die Gläubigen.

Die neue, mindestens zweizügige Kindertagesstätte mit U-3-Gruppen soll, so die Pläne des Büros, durch einen eingeschossigen Anbau an der Seite zusätzlichen Platz und einen eigenen Eingang bekommen. Gruppen-, Personal- und Wickelräume wären auf zwei Ebenen untergebracht.

Nach ersten vorsichtigen Schätzungen liegen die Kosten für das komplette Projekt bei 850.000 Euro. Bezüglich der Finanzierung laufen Gespräche zwischen Gemeinde, Bistum Aachen und staatlichen Stellen.

Wenn es wirklich umgesetzt wird, "schlägt man damit zwei Fliegen mit einer Klappe", sagt der 44-jährige Architekt. Man mache es, um den Standort für Kindergarten und Kirche zu sichern. Der Hintergrund: Die vorhandene Kita St. Ulrich sei marode und werde vermutlich abgerissen.

Und nach der Eingliederung der Pfarreien Herz Jesu, St. Peter und eben St.Ulrich in St. Cornelius ist die nach den Plänen des Gladbacher Architekten Willy Decker geschaffene Kirche keine Pfarrkirche mehr.

Eine zweite Nutzung wie die geplante Kinderbetreuung könnte mehr Zukunftssicherheit für den Bau bedeuten.