Viersen: Stadtteil-Bibliotheken sind erst einmal gerettet

Kulturausschuss: Verwaltung erarbeitet bis November ein neues Konzept für die Büchereien.

Viersen. Werden Genossenschaften die künftigen Träger der Viersener Bibliotheken sein? Werden zumindest in den beiden Stadtteilbibliotheken Dülken und Süchteln künftig hauptsächlich Ehrenamtler die Geschäfte führen? Unter anderem diese Möglichkeiten wird die Verwaltung in den kommenden Monaten prüfen.

Fest steht: Geschlossen werden die Dülkener und die Süchtelner Bücherei zunächst nicht. Das haben die Mitglieder des Kulturausschusses gegen die Stimmen von SPD und FDP und einer FürVie-Enthaltung beschlossen - nach einer über zweistündigen Diskussion. Bis zum Kulturausschuss am 30. November soll die Verwaltung ein Bibliothekskonzept erarbeiten und damit verbunden einen neuen Standort für die Dülkener Bücherei suchen.

Die CDU hatte einen entsprechenden Antrag vorgelegt - Eckpunkte, die die Verwaltung berücksichtigen soll, inklusive. So setzt die CDU verstärkt auf Ehrenamtler, die das Fachpersonal entlasten sollen. Außerdem sollen neue Räume an einem zentralen Ort in Dülken gemietet werden. Um den Punkt Genossenschaften, die die Bibliotheken tragen könnten, wurde die Eckpunkte-Liste nach einem Vorschlag von Hans Willi Pertenbreiter (FürVie) erweitert.

Hätte sich die Verwaltung mit ihrem Wunsch durchgesetzt, wäre die Dülkener Stadtteilbibliothek zum Jahresende geschlossen worden. Die Süchtelner Bibliothekstüren wären ab 2012 zu gewesen. Die Mitarbeiter wären in der Stadtbibliothek in Viersen eingesetzt worden. Die bereits vorhandenen Bibliotheken in den Grundschulen der beiden Stadtteile hätten Teile der Kinderbuchbestände aufgenommen, die Medienkisten für Grundschulen wären ausgebaut worden.

Sinkende Ausleihzahlen in den Stadtteilbüchereien auf der einen und zu wenig personelle Kapazitäten in der Zentralbibliothek auf der anderen Seite waren Gründe für die Überlegungen. Die Beträge, die die Stadt gespart hätte, wären jährlich gestiegen (2010/2011: je 34900 Euro, 2012/2013: je 82800 Euro, ab 2014: 102824 Euro).

Günstig war der Zeitpunkt für eine Diskussion der Schließung zumindest der Dülkener Bibliothek, weil zum Jahresende der Mietvertrag im Alten Waisenhaus ausläuft. Weil die Kündigungsfrist allerdings am 30.Juni endet, die Verwaltung aber nach eigener Aussage bis dahin kein fundiertes Konzept vorlegen kann, einigte man sich, den Vertrag für ein halbes Jahr zu verlängern.

Die Stadtbibliotheksleiterin Christiane Wetter hatte vor der Abstimmung darauf hingewiesen, dass sie keineswegs gegen die ehrenamtliche Arbeit sei. Schließlich arbeite man mit 32 Ehrenamtlern sehr gut zusammen. "Aber die Betreuungsintensität ist nicht zu unterschätzen. Ehrenamtliche sind nur so gut wie ihr Background." Wenn die Stadtbibliothek nicht durch Personal gestärkt wird, "stehe man mit dem Rücken zur Wand", eine konzeptionelle Arbeit sei kaum noch möglich. "Auf Dauer können wir nur noch reagieren, nicht mehr agieren."