Blindenverein Mönchengladbach-Viersen Was plant der Neue an der Spitze?
Viersen/Mönchengladbach · Der Blinden- und Sehbehindertenverein für Mönchengladbach und Viersen hat einen neuen Vorstand. Mit Stefan Peters steht nun ein Viersener an der Spitze. Was plant er?
32 Jahre lang hatte Rudolf Hansen das Amt des Vorsitzenden des Blinden- und Sehbehindertenvereins für Mönchengladbach und Viersen (BSV MG/Vie) inne, nun stellte er sich bei der Mitgliederversammlung des Vereins nicht mehr zur Verfügung. Während er zum Ehrenvorsitzendem ernannt wurde, trat mit Stefan Peters ein Viersener seine Nachfolge als Vorstandsvorsitzender an. Sein Stellvertreter wurde Christian Olland.
Peters ist kein Unbekannter. Der Viersener war bereits fünf Jahre im Vorstand als Beisitzer aktiv. Aber nicht nur hier setzt er sich für die Belange von blinden und sehbehinderten Menschen ein. 2013 übernahm er die Leitung der Fachgruppe Jugend der Blinden- und Sehbehindertenvereine in NRW, wo er auch seine Frau Trixi kennenlernte. Altersbedingt gab der Viersener das Amt in der Jugendarbeit 2020 an die nächste Generation ab.
Im Jahr 2014 baute Peters die Tischballgruppe als Aktivgruppe des BSV MG/Vie in Viersen mit auf. 15 aktive Spieler und zwei Schiedsrichter gehören derzeit der Gruppe an. Der Viersener spielt selbst. „Ich habe auch mal vier Jahre aktiv in der Blindenfußballbundesliga gespielt, was ich aber aus Zeitgründen aufgegeben habe“, sagt der 38-Jährige, der Vollzeit als Immobilienkaufmann arbeitet und mittlerweile zweifacher Familienvater ist.
Von 2015 bis 2019 war er im Vorstand des BSV Nordrhein als Beisitzer aktiv, wo er viele Kontakte und Netzwerke knüpfen konnte. In seiner Heimatstadt setzt er sich über den Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Viersen und den Paritätischen für die Belange blinder und sehbehinderter Menschen ein. Ein Punkt ist dabei die aktive Mitwirkung bei der Umgestaltung im öffentlichen Raum, damit Bereiche blinden- und sehbehindertengerecht ausgestattet werden. Dazu gehören beispielsweise Leitsysteme, blindengerechte Ampeln und kontrastreiche Absetzungen im Straßenverkehrsraum. „Mir ist es besonders wichtig, den Menschen zu verdeutlichen, dass der BSV MG/Vie auch für Viersen zuständig ist, wenngleich er seinen Sitz in Mönchengladbach hat. Eines meiner Ziele ist daher auch, eine Anlaufstelle in Viersen zu schaffen“, sagt Peters. In Mönchengladbach ist indes Ulla Harings montags bis freitags von jeweils 10 bis 12 Uhr in der Vereinsgeschäftsstelle an der Albertusstraße 22 anzutreffen.
Der 140 Mitglieder starke Verein feierte im vergangenen Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Er hält ein breit aufgestelltes Angebot für blinde und sehbehinderte Menschen sowie deren Angehörige bereit. Im Johanna-Hölters-Haus an der Mozartstraße 3 in Mönchengladbach findet so jeden zweiten Dienstag im Monat ab 14 Uhr ein Kaffeeklatsch zum Erfahrungsaustausch statt. Jeden ersten Freitag im Monat ist es ab 18 Uhr der Dämmerschoppen. Die Betroffenenberatung „BlickpunktAuge“ wird angeboten, und zu den sportlichen Angeboten gehören Blindenschießen, Kegeln und Tischball, wobei letzteres in Viersen gespielt wird.
Einmal im Monat gibt es eine Vereinszeitschrift zum Hören als CD oder als Download für die Mitglieder mit allen Neuigkeiten. „Wir machen des Weiteren Ausflüge, Sommerfeste und feiern Karneval“, sagt Stefan Peters. Außerdem macht sich der Verein generell für die Belange der Betroffenen bei Stadt und Kreis stark.
Peters und der 39-jährige Olland, der ebenfalls voll berufstätig und zweifacher Familienvater ist, wurden für fünf Jahre gewählt. „Wir beide können familiär- und berufsbedingt dem Verein nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Aber wenn man für eine Sache Feuer und Flamme ist und ein gutes Team hinter sich stehen hat, schafft man das. Der persönliche Kontakt zu den Mitgliedern ist mir wichtig und ich versuche auch regelmäßig Infoabende als auch den Dämmerschoppen zu besuchen“, sagt Peters.
Er ist von Geburt an sehbehindert. „Den sozialen Zusammenhalt stärken und damit Vereinsamung reduzieren ist mir wichtig. Wir müssen für Demokratie in den Einsatz gehen, denn nur so haben auch behinderte Menschen Teilhabe-Chancen. Zwei Drittel der sehbehinderten und blinden Menschen, die im erwerbsfähigen Alter sind, haben keinen Job. Nicht, weil sie nicht wollen, sondern weil sie auf dem Arbeitsmarkt trotz ihrer Hilfsmittel inklusive Arbeitsassistenzen nicht genommen werden“, sagt Peters.