Viersener Jazzfestival soll neu ausgerichtet werden
Bürgermeisterin Sabine Anemüller und Kulturdezernent Paul Schrömbges wollen einen Mix aus Jazz und Klassik.
Viersen. Zum 31. Mal gibt es in diesem Jahr das Viersener Jazzfestival — es ist das wohl wichtigste kulturelle Markenzeichen der Kreisstadt, zieht Publikum aus dem In- und Ausland nach Viersen und sorgt für TV-Präsenz. 2326 Besucher zählte die Stadt im vergangenen Jahr — nicht zuletzt, weil mit Rapper Samy Deluxe und der Band Bosse Künstler auf der Bühne standen, die auch ein wenig Jazz-affines Publikum anzogen.
Genau diesen Weg wollen Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) und Kulturdezernent Paul Schrömbges in diesem Jahr weitergehen. „Die Grundidee, zeitgenössische improvisierte Musik, Jazz und Pop in einem Festival zu vereinen, soll in Zukunft durch große Klangkörper der Klassik ergänzt werden — Crossover zwischen Jazz und Klassik“, erklärt Anemüller. Das gebe dem Festival eine weitere Dimension, die sich, so hofft die Bürgermeisterin, auch auf die Besucherzahlen auswirken wird. „Wir wollen schon schauen, dass wir ein breiteres Publikum erreichen“, sagt Anemüller. Denn richtig sei auch: „Das Jazzfestival ist in einer durchaus angespannten finanziellen Situation, der wir Rechnung tragen müssen.“ Frühere Großsponsoren seien weggebrochen, der Medienpartner WDR ziehe sich zunehmend aus der finanziellen und technischen Unterstützung zurück. Das Budget des Festivals soll, so schlägt es die Verwaltung den Kulturpolitikern vor, von 2018 an um 60.000 Euro aus Steuergeldern aufgestockt werden. Schon in der Vergangenheit reichte die Finanzierung nicht aus, schoss die Stadtverwaltung aus dem allgemeinen Kultur-Etat Gelder zu.
Peter Baumgärtner, Jazz-Musiker
In der Jazz-Szene ist die geplante Neuausrichtung umstritten. Jazzdrummer Peter Baumgärtner (59) ist Organisator der Hildener Jazztage mit bis zu 6000 Besuchern. Zum Thema Crossover Klassik/Jazz sagt er, da sei er puristisch: „Ich bin kein Fan davon. Ich finde, jegliche Verwässerung weicht so ein Festival auf. Das Alleinstellungsmerkmal Jazz geht verloren.“ Dadurch werde so ein Festival immer mehr zum Sammelsurium der Musikstile, „es ist dann kein Jazzfestival mehr“. Baumgärtner glaubt auch nicht, dass das Crossover Publikum anzieht. Das typische Klassik-Publikum besuche keine Jazzkonzerte — und umgekehrt, es gebe also wenige Überschneidungen. Und: „Ein Festival darf man nicht mit Dollarzeichen in den Augen planen“, warnt der Jazzdrummer. „Jazz ist eben immer noch eine Minderheitenmusik.“ Ganz anders sieht Jazzmusiker und Jazzfestival-Organisator Thomas Kremer das Crossover — „weil man damit neues Publikum werben kann, weil es ein Marketinginstrument ist, aber auch, weil es Spaß macht“.