Wenn Tiere leiden, gibt es keine Öffnungszeit
Der Tiernotdienst kümmert sich im Auftrag der Kommunen um aufgefundene Haustiere.
Nettetal/Kreis Viersen. Wenn mitten in der Nacht ein einsamer Hund stundenlang am Straßenrand jault, dann ist das ein Fall für den Tiernotdienst: „Mehrmals im Monat muss ein Tierretter ausrücken, um Hunde oder Katzen zunächst zu bergen und sie am nächsten Tag zu uns ins Tierheim zu bringen“, berichtet Friedhelm Welz. Der Geschäftsführer des Nettetaler Tierheims ist „froh, dass es diesen Dienst zum Wohl der Tiere gibt“. Die Kosten für diesen Service tragen die Kommunen im Kreis Viersen, auch die Stadt Nettetal zahlt dafür ihren Obolus.
„Die Aufnahme und Unterbringung von Fundtieren ist eine kommunale Aufgabe“, heißt es in einer Vorlage zum Nettetaler Haushaltsentwurf 2017. Darin ist unter dem Stichwort „Investitionsvorhaben“ Nettetals Anteil zum Tiernotdienst im nächsten Jahr mit 3400 Euro beziffert. Insgesamt bringen 2017 die Kommunen im Kreis 30 000 Euro als Kostenerstattung für den Tiernotdienst auf.
Normalerweise können Fundtiere im Tierheim in Lobberich abgegeben werden, „aber eben nur zu den üblichen Öffnungszeiten“, stellt Welz klar. Außerhalb dieser Zeiten, nachts also, an Wochenenden oder an Feiertagen, sind die Kommunen in der Pflicht, wie Klaus Ossmann, Leiter des Ordnungsamtes Nettetal, erläutert: „Dafür haben wir den Bereitschaftsdienst, der wiederum den Tiernotdienst ruft, wenn zum Beispiel nachts ein Hund aufgefunden wird.“ Man sei so auf der sicheren Seite, dass ein Tier kompetent aufgenommen und untergebracht werde.
Diesen Service leistet sei vielen Jahren ein Tierretter, der auch eine Tierpension betreibt. „Ich habe so zusagen an 365 Tagen im Jahr Bereitschaft für den ganzen Kreis Viersen, ich mache keinen Urlaub. Wenn ich gerufen werde, fahre ich los, ob nach Niederkrüchten, Nettetal oder Willich“, erzählt der engagierte Tierschützer. Er arbeite „nur mit den Behörden zusammen“, das sei schon mehr als genug: „Wenn mich auch noch Privatleute anriefen, das wäre für mich alleine gar nicht mehr zu leisten“, sagt der Mann, der lieber anonym bleiben möchte.
Nicht immer geht es einfach nur um Routinefälle wie Fundtiere, hier bleibe nach einem Verkehrsunfall der Hund eines verletzten Fahrers im Auto zurück, da werden in einer Wohnung neben einer toten Person Katzen gefunden: „Dann werde ich dazu gerufen“, berichtet der Tierretter, der die Fundtiere schließlich ins Tierheim bringe, sobald dieses wieder geöffnet sei.
Dort hofft man laut Welz nach einem Tierfund den Halter ausfindig zu machen, was indes meist nur bei Hunden wegen der Chip-Kennzeichnung gelinge. Probleme bereite aufgrund der fehlenden gesetzlichen Kastrationspflicht die hohe Zahl von Katzen. Immerhin sei das Nettetaler Tierheim „gut ausgestattet und kann sich durchaus sehen lassen“, meint der ehemalige Kreisdirektor nicht ohne Stolz. Womit die Einrichtung in Lobberich fast schon eine Ausnahme darstellt.
So klagt der Deutsche Tierschutzbund: „Vielen Tierheimen droht die Insolvenz“, und nennt gleich mehrere Gründe: Es fehle eine einheitliche politische Regelung, und manche Kommunen kämen ihren Zahlungspflichten für Fundtiere nicht oder nur unzureichend nach. „Gott sei Dank haben wir eine sinnvolle Regelung, da das Tierheim von den Kommunen im Kreis getragen wird“, sagt Welz. Als Geschäftsführer kümmere er sich um Spenden.
Dass der Tierschutz hier einen hohen Stellenwert habe, zeige auch, dass die Gemeinden den Tiernotdienst in Anspruch nehmen, wie Ordnungsamtsleiter Klaus Ossmann erläutert: „Unsere Bereitschaftsdienste leisten schon viel, aber bei Tieren ist zusätzliche Fachkompetenz gefragt, wie sie der Tierretter hat.“