50 Jahre Leprahilfe - Besuch bei den Wicklerinnen

Die Leprahilfe ist 50 Jahre alt geworden. Die WZ sprach mit dem Vorsitzenden Josef Heyes über die Zukunft.

Foto: Kurt Lübke

Schiefbahn. Im September 1963 kam August Peters als Kaplan nach Schiefbahn. Der spätere Weihbischof, der im Mai 1986 starb, gründete bereits 1964 die Aktion Mission und Leprahilfe. Ein Hilfswerk, das seit 50 Jahren besteht und nach wie vor schnell und unbürokratisch Notleidenden hilft. Schon als Messdiener half Josef Heyes mit. Seit mehr als 30 Jahren ist der Willicher Bürgermeister Vorsitzender dieser Aktion. Mit ihm führte die WZ ein Gespräch über Vergangenheit und Zukunft des Hilfswerks.

Seit über drei Jahrzehnten sind Sie Vorsitzender der Leprahilfe. Wie kam es dazu?

Josef Heyes: Bei einer Vorstandssitzung im Juli 1983 wurde ich gewählt. Etwa zwei Jahre später hatte ich ein intensives Gespräch mit dem damals schon schwerkranken Weihbischof August Peters. Von seiner Arbeit, er war 17 Jahre Kaplan in Schiefbahn, war ich immer begeistert. Peters hatte bei diesem Gespräch die große Hoffnung, dass ich als Vorsitzender sein Werk fortsetzen sollte. Das war für mich eine Verpflichtung.

Als Sie mit Ihrer Arbeit begannen, gab es weltweit mehr als 35 Millionen Leprakranke. Wie viele sind es derzeit noch?

Heyes: Rund 750 000 Menschen leiden immer noch an dieser schlimmen Krankheit. Jährlich kommen 180 000 Neuinfektionen dazu.

Werden die Kranken noch als „Aussätzige“ behandelt?

Heyes: Es sind vor allem immer die Familien, die die erkrankten Angehörigen „verstecken“. Dabei könnten sie geheilt werden, wenn sie rechtzeitig mit Breitbandantibiotikum behandelt würden und sie mit ihren Familien eine entsprechende Vorsorge — vor allem bei der Hygiene oder beim Trinkwasser — treffen würden. Hinzu kommen Hungersnöte und Armut. Deshalb kann man diese Krankheit nicht völlig ausrotten.

Sie haben sicher Leprakranke besucht. Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Heyes: Nicht vergessen werde ich eine Begegnung im Januar 1988 mit einem Leprakranken in Arusha, Tansania. Er war etwa so alt wie ich. Die Krankheit hatte seine Füße und Hände zerfressen. Und dadurch ist mir so richtig bewusst geworden, wie gut es mir und vielen Anderen geht und dass es unser Auftrag ist, diesen Menschen zu helfen.

Wie viel Aktionsgruppen und Menschen in Deutschland arbeiten für das Hilfswerk?

Heyes: Bundesweit haben wir etwa 150 Lepra-Arbeitskreise, verteilt über alle deutschen Diözesen. Darin engagieren sich rund 2000 Helfer. In Schiefbahn wickeln aktuell zwölf hilfsbereite Frauen — früher waren es zeitweise über 25. Die älteste und bis zuletzt aktive Wicklerin war Nettchen Kaulen, die noch bis kurz vor ihrem 100. Geburtstag dabei war. Genauso wichtig sind die vielen tausend, die die Basare, Altmaterialsammlungen, Containerbeladungen durchführen oder die vielen Schüler, die Sponsorenläufe unternehmen.

Blicken wir einmal fünf oder zehn Jahre weiter. Könnte dann das Hilfswerk andere Schwerpunkte setzen?

Heyes: Sicher werden dann weniger Sachhilfen gegeben, sondern verstärkt Finanzhilfen zur Sicherung der Grundexistenz oder zum Kauf von modernen medizinischen Geräten.

Wie lange machen Sie als Vorsitzender noch weiter?

Heyes: Im Frühjahr wurde ich erneut für fünf Jahre gewählt. Wenn ich gesund bleibe und ich mich weiter auf die Unterstützung des Helferstabes verlassen kann, mache ich gerne weiter.

In Kürze wird im alten Willicher Hospital eine Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber entstehen. Muss Ihnen als Vorsitzender des Hilfswerkes nicht daran gelegen sein, diesen Menschen bei ihrem ersten Schritt in eine friedvollere Zukunft zu helfen?

Heyes: Menschen, die verfolgt werden, brauchen Schutz. Die Menschen, denen nach dem Asylrecht eine Dauerbleibe garantiert ist, müssen dezentral, quasi als Nachbarn, integriert werden. Eine Massierung in einem Gebäude wird dem nicht gerecht. Deshalb kann das alte Hospital nur vorübergehend eine „Erstaufnahmeeinrichtung“ bleiben. Das beste Mittel ist aber, das Leben in den Herkunftsländern dauerhaft für alle Menschen zu verbessern.