550 Jahre Sebastianer Anrath

Die Schützen blicken auf eine lange und bewegte Geschichte zurück.

Anrath. Wenn am Smastagabend Christoph Seffern und Jessica Faasch im Rahmen des Krönungsballs bei Schmitz-Mönk zum aktuellen Königspaar gekrönt werden, ist dem 24-jährigen Rettungsassistenten und der 22-jährigen Krankenschwester die historische Bedeutung dieser Krönung bewusst: Sie findet 550 Jahre nach Gründung der Anrather Schützenbruderschaft statt. Christian Lüpertz hat sich als Brudermeister intensiv mit der Geschichte „seiner“ Sebastianer auseinandergesetzt.

„Die erste urkundliche Erwähnung“, hat Lüpertz herausgefunden, „ist auf den 6. Dezember 1463 datiert“.

Es ging damals um den Zusammenschluss mit der Anrather Marienbruderschaft, die bereits im Jahre 1307 gegründet worden war. Bruderschaftsaufgaben waren unter anderem die Beteiligung an kirchlichen Umzügen, Gottesdienste am Altar des Schutzpatrons sowie die Verteilung von Brot und Kleidung an Bedürftige. Immer wieder sollten Kriege der Bruderschaft zusetzen.

Mitten im Dreißigjährigen Krieg, 1627, ließen die Schützen den St. Sebastianus-Altar erneuern. Jeweils am St. Sebastianus-Ehrentag galt es, Rechenschaft über die Aktivitäten abzulegen. An diesem Tag gab es für die Schützenbrüder ein Essen und Freibier. 1861 änderten die Schützen ihren Namen, „Schützengesellschaft St. Sebastiani“ sollte moderner klingen. In ihrer langen Geschichte mussten die Anrather Sebastianer nur viermal eine neue Fahne kaufen: Kurz nach der Gründung, 1657, 1871 und zuletzt 1980.

Während der Franzosenzeit wurden die Bruderschaften verboten. 1910 stifteten die Schützen Geld für ein Kriegerdenkmal, das heute am Prinz-Ferdinand-Platz steht. „Große Ehre widerfuhr der Bruderschaft 1933 mit der Verleihung des Anno-Santo-Ehrenkreuzes durch Papst Pius XI. — die Verleihung erfolgte durch eine Pilgerfahrt nach Rom“, weiß Christian Lüpertz.

Bald darauf setzte das Vereinsleben aus: Die Anrather Schützen unterwarfen sich nicht den Zwängen der Nazis, sondern stellten 1938 ihre Aktivitäten ein. Von 1948 bis 1955 wurde das Bruderschaftsleben dann wieder fortgesetzt, bis es wieder zum Erliegen kam. Auf Initiative von Paul Schulze ab September 1978 ging es wieder weiter. Gottfried Commans wurde zum Präsidenten gewählt.

Weitere wichtige Meilensteine in der Bruderschaftshistorie: Seit 1992 dürfen auch Frauen aktiv mitmachen, seit 2006 dürfen sie am Königsvogelschuss teilnehmen — hiervon hat bislang noch keine der rund 35 aktiven Frauen Gebrauch gemacht. Es kann also noch weiter Geschichte geschrieben werden. rudi