Ärger über Möhren Brocker
Anwohner klagen über hohe Erdwälle und dreckige Straßen.
Schiefbahn. Viele Anwohner von Knickelsdorf sind stinksauer auf den Möhrenbetrieb Brocker. In einem zweiseitigen Brief an die WZ machen sie ihrem Ärger Luft. Und beschweren sich über Dreck und Schlamm auf den Straßen, völlig verschmutze Autos sowie meterhohe Erdwälle auf einem Acker.
„Soll aus Knickelsdorf die höchste Erhebung am linken Niederrhein werden? So kann es doch nicht weitergehen“, schreiben die Anlieger. Seit Monaten verteile die Firma Brocker große Mengen ihrer Produktionsrückstände auf den umliegenden Ackerböden, die teils schon höher seien als die vorhandenen Wege. Im November seien zwei Kinder auf einem der Äcker im Schlamm versunken und hätten von der Feuerwehr befreit werden müssen (die WZ berichtete). Und jetzt sei damit begonnen worden, mehrere hohe Erdwälle aufzuschütten.
„Wir wissen, dass Brocker die Möhren aus dem ganzen Niederrhein angeliefert bekommt. Werden sie gewaschen, bleibt Erde zurück. Aber warum bringt man die nicht wieder da hin, wo sie her ist?“ So fragen die Knickelsdorfer. Das Willicher Ordnungsamt habe man schon vor Wochen eingeschaltet, passiert sei nichts.
Die Nachfrage der Bürger bestätigt Martin Zinnel, Leiter der Ordnungsbehörde. Er habe daraufhin beim zuständigen Dezernat II um Informationen gebeten, seitdem aber nichts mehr gehört.
Seine Kollegin Andrea Ritter, Leiter des Geschäftsbereichs „Wohnen und Gewerbe“, erklärte am Mittwoch der WZ, man habe sich im Januar im Umfeld des Möhrenbetriebes umgeschaut, „damals war es aber nicht so schlimm“. Außerdem habe man bei Brocker versprochen, die Erde (sie liegt zum Teil im Landschaftsschutzgebiet) schnell zu beseitigen.
Sollte es jetzt sogar noch schlimmer geworden sein, müsse man das Unternehmen anschreiben und möglicherweise ein „ordnungsbehördliches Verfahren“ einleiten. Zwei ihrer Mitarbeiter seien unterwegs, um sich die Sache anzuschauen, so Ritter.
Bei Brocker macht man kein Geheimnis daraus, dass es Probleme gibt. „Die Anwohner haben uneingeschränkt Recht. Uns tut das sehr leid“, sagt Geschäftsführer Josef Deselaers. Aufgrund der regenreichen Witterung in der Erntephase zwischen September und Weihnachten hafte ungewöhnlich viel der wertvollen Muttererde an den Möhren. „Selbst Hans Brocker sagt, dass er das noch nie so schlimm erlebt hat.“ Diese Erde bleibe beim Waschen zurück. Da die Böden im Moment aber sehr nass seien, könne man sie nicht mit schwerem Gerät zurück auf die Felder bringen.
Laut Deselaers bemühe man sich, die Belastungen für die Anwohner in Grenzen zu halten. So ganz gelinge das aber nicht: „Auch unsere Autos sehen jeden Tag so aus, als ob wir über den Acker gefahren wären.“
Deselaers verspricht: „In zwei bis drei Monaten wird alles weg sein.“ Und auch Andrea Ritter hofft „auf eine Einigung auf gutem Weg“.