Ärger über NEW-Rechnungen
Viele Kunden müssen mächtig nachzahlen. Grund ist ein neuer Ablesezeitpunkt.
Tönisvorst. Bis auf die Straße standen die verärgerten Kunden vor dem Servicecenter der NEW an der Krefelder Straße in St. Tönis.
„Das ist doch nicht kundenfreundlich“, schimpft Peter Lambertz, Fraktionsvorsitzender der UWT im Tönisvorster Stadtrat. Lambertz besitzt mehrere Mietwohnungen und regt sich auf: „Was die NEW macht, ist doch kein Service, die kommen nicht auf uns zu.“
Hintergrund für die Verärgerung sind die Strom- und Gasabrechnungen, die die NEW vor kurzem an alle Haushalte verschickt hat. Die meisten Kunden erfuhren so von einer hohen Nachzahlung, die sie jetzt leisten müssen.
„Im vorherigen Jahr hat die NEW schon nach zehn Monaten die Zählerstände abgelesen“, sagt Lambertz. Dies sei damals vor allem für die Vermieter ein Problem gewesen. „Die konkret anfallenden Mietnebenkosten für das komplette Geschäftsjahr 2012 zu berechnen, war schwierig“, sagt Lambertz. Das frühzeitige Ablesen war jedoch aus organisatorischen Gründen notwendig gewesen, erklärte der Versorger damals.
Auch Brigitte Steeg, Geschäftsführerin der Schröder Immobilienverwaltung, war davon betroffen. Schröder Immobilien betreut rund 600 Einheiten in Tönisvorst und Krefeld. Steeg hat das Problem gelöst, indem sie das Ablesen selbst in die Hand genommen hat. „Wir gehen rum und lesen Ende Dezember die Zählerstände eigenständig ab. Das können und wollen wir nicht auf unsere Mieter und Eigentümer abwälzen“, sagt sie.
Nach einem Urteil des BGH dürfen die Nebenkostenabrechnungen, die die Vermieter am Ende jedes Wirtschaftsjahres erstellen, nur den tatsächlichen Verbrauch umfassen. Ein geschätzter Abschlag ist nicht zulässig. „Deswegen müssen wir die Zählerstände Ende Dezember ablesen“, sagt Steeg.
Würden die Zählerstände schon Ende Oktober abgelesen, müsste der Verbrauch im November und Dezember geschätzt werden. Dies sei rechtlich nicht korrekt, erklärt Steeg und fügt hinzu: „Die NEW ist jedoch nicht bereit erst Ende des Jahres abzulesen.“
War das Ablesen der NEW im vergangenen Jahr vor allem ein Vermieterproblem, stellt es in diesem Jahr ein Problem für die Mieter dar. Den monatlichen Abschlag für 2013 habe die NEW auf Grundlage der zehn Monate berechnet, kritisiert Peter Lambertz.
Damit sei der Abschlag aber zu niedrig ausgefallen, schließlich sei die jetzige Abrechnung erst nach 14 Monaten erfolgt. Dieser Zeitraum ist jetzt um und die Mieter müssen hohe Nachzahlungen leisten, weil vier Monate in die Vorauszahlung nicht miteingerechnet wurden, so Lambertz.
Auch andere Stimmen geben zu bedenken, dass der unregelmäßige Zeitraum verwirrend sei. Man müsse schon ganz genau auf die Rechnung schauen, um sie zu verstehen.
Lambertz vermutet hinter dem Verschicken der Abrechnungen Kalkül. „Die NEW hat die Schreiben so verschickt, dass sie Freitagmittag bei den Verbrauchern angekommen sind“, sagt er. „Beschweren konnten sie sich jedoch erst Montagmorgen. Da ist die erste Wut doch schon wieder verraucht.“
Die NEW äußerte sich nicht zu dem Vorgehen. Ein versprochener Rückruf blieb aus.