Das pflegefreie Grab
An Allerheiligen werden die Gräber besonders geschmückt. Doch der Trend geht zum Urnengrab. Der Grund: weniger Arbeit.
Willich/Tönisvorst. Ja, das stürmische Wetter im Moment sei natürlich nicht besonders schön, sagt Bernd Kuhlen, Leiter der Gemeinschaftsbetriebe Willich. Als dieser ist er auch für die vier städtischen Friedhöfe zuständig.
Und die sollen zu Allerheiligen besonders schön hergerichtet werden. „Man kann die Zeit um Allerheiligen schon als Hauptsaison bezeichnen auf dem Friedhof“, sagt Kuhlen. Die Stadt Willich nimmt das zum Anlass, um Wege zu säubern, Laub und altes Gehölz zu entfernen und den Friedhof winterfest zu machen.
Auch in Tönisvorst wird jetzt noch mal geputzt. „Viele Familien richten die Gräber besonders aufwendig her“, sagt Catharina Perchthaler, Sprecherin der Stadt Tönisvorst. Allerheiligen sei einfach eine Tradition.
„Der Trend geht hin zur Urnenbestattung“, sagt Bernd Kuhnen. „Erdbestattungen führen wir deutlich weniger durch.“ Auf dem Friedhof St. Tönis gibt es 70 Prozent Urnenbestattungen, auf dem Friedhof in Vorst sind es immerhin 65 Prozent, bestätigt Perchthaler die Entwicklung.
Der Grund dafür ist einfach: Ein Urnengrab ist weniger pflegeaufwendig. „Die Kosten sind in Willich ähnlich wie bei einer Erdbestattung“, sagt Kuhnen. „Arbeit hat man mit einem Urnengrab jedoch fast keine.“ Kuhnen erklärt sich diese Begründung mit dem Wertewandel. „Viele Familien gehen heute auseinander und wohnen nicht mehr am selben Ort“, sagt er. „Bei der Bestattung muss man sich entscheiden, ob man für oft viel Geld einen Gärtner engagiert oder eben eine Urnenbeisetzung durchführen lässt.“
Keine Pflege hätten die Angehörigen auch mit anonymen Bestattungen. Diese würden in Willich jedoch nur zu einem kleinen Teil nachgefragt. „Die Zahl ist seit Jahren konstant“, sagt Kuhnen. Eine weitere Möglichkeit für Angehörige möglichst wenig Arbeit mit dem Grab zu haben, ist ein pflegefreies Grab. Hier werden die Verstorbenen auf einer Rasenfläche beerdigt. Als Gedenktafel dient eine Mamor- oder Granitplatte. Für die Pflege fällt nur Rasenmähen an — und das übernimmt dann die Stadt.
Diese Angebote sind auf allen vier Friedhöfen in Willich gleich. Eine Besonderheit ist das Kolumbarium auf dem Friedhof Alt-Willich, eine Schließfachwand aus Stein, in die Urnen eingeschlossen werden können. „Das wird jedoch nicht gut angenommen“, sagt Kuhnen. Das Kolumbarium bestehe seit etwa zwei Jahren, vermietet sei jedoch noch kein Schließfach.
Der Trend zur Urnenbestattung führt in Willich dazu, dass die Friedhofserweiterungsflächen aufgegeben werden. „Urnen brauchen einfach weniger Platz“, erklärt Kuhnen. In Tönisvorst soll trotz dieses Trends jedoch ein Teil der Erweiterungsflächen genutzt werden. „Friedhöfe werden immer öfter als Parks und zum Verweilen von Anwohnern genutzt. Auch wenn diese keine Gräber dort haben“, sagt Sprecherin Perchthaler.
Um die Aufenthaltsqualität auf dem Friedhof für Trauernde und Spaziergänger zu erhöhen, soll Platz geschaffen werden. „Wir wollen uns lösen von den reinen Gräbern. Es soll geschwungene Formen geben“, so Perchthaler. Das alles sei jedoch noch in Planung und stehe nicht genau fest.