Willich Ali Haurand frieren bei „Jazz und Handwerk“ fast die Finger ein

Trotz kaltem Wetter und kurzfristen Absagen von Ausstellern lohnte sich einmal mehr der Besuch des Marktes am Schloss Neersen.

Neersen. Es war bitterkalt am Samstag, als „Jazz und Handwerk“ eröffnet wurde. Wer sich für den Wintermantel entschied, hatte die richtige Wahl getroffen.

Foto: Lübke

Einen traf die Kälte besonders hart: Jazzlegende Ali Haurand. Der 73-Jährige aus Viersen war mit seinem „European Jazz Trio“ gebucht worden, sein Auftritt sollte der Höhepunkt der Veranstaltung sein. Doch dem Mann am Kontrabass froren einfach die Finger zu sehr, so dass das Trio erst eine lange Pause einlegte und dann entschied, den Auftritt abzubrechen. Wer wegen der Musik kam, konnte also am Samstag nicht wirklich glücklich werden, weil es davon einfach zu wenig gab. Und wer am späten Nachmittag kam, konnte nur noch auf eine leere Bühne blicken.

Zum Glück war das Wetter nicht ganz so schlecht, wie befürchtet: Was da plätscherte, war kein kräftiger Regen, sondern die Zimmerbrunnen aus Ton von Elisabeth Schumann-Könings. Ihre gebrannten Blumen sorgen im Garten für ganzjährige Frühlingslaune. Aber die Laune der 58-Jährigen war ein wenig vermiest worden. Der Grund: „Drei große Stände wurden nicht aufgebaut, ich musste den betreffenden Ausstellern hinterhertelefonieren um zu erfahren, dass sie aus unterschiedlichen Gründen nicht kommen.“ So blieben drei große Lücken übrig.

Kleine Lücken, nämlich Zahnlücken, hatten viele der Kinder, die sich am Stand der „BauSteinZeit“ von Michael Wolf aus Vlotho bei Bielefeld herrlich amüsierten — das Spiel mit kleinen Klötzchen, die wie Mini-Ziegel aussehen, war die Hauptattraktion für die kleinen Besucher. Gemeinsam bauten sie einen Kettenbogen aus 1200 Steinen und hielten den Atem an, als Wolf die stützende Holzkonstruktion zum Schluss blitzschnell entfernte - und der imposante Bogen stehen blieb.

Gestern Mittag lachte nicht nur die Sonne, da klappte es auch mit den Auftritten. Erstmals waren drei Formationen auf der Bühne zu bewundern: Die Schmackes Brass Band aus Krefeld, die fast zum Inventar gehört, außerdem die „Living Years“ aus Krefeld und das Willicher Duo „Schulz und Schulz“, kamen beim Publikum gut an — und es waren auch deutlich mehr Menschen da als am Samstag, als sich die Sonne selten sehen ließ.

Eine Attraktion waren wieder die Stände im Schlosskeller: Bei Britta Salm aus Solingen fingen Frauenaugen augenblicklich an zu leuchten. Die Schmuckdesignerin hatte sehr markante, unverwechselbare Preziosen mitgebracht wie die länglichen Ringe, die auf dem Finger zu schweben scheinen. Oder die imposanten, die Form des Ohres aufnehmenden Ohrringe, die einfach eingehangen werden.

Einen Hauch von Nostalgie verströmten nicht nur die Leinentücher der Krefelder Handweberei Grünwald, sondern auch die alten Druckmaschinen der 34 Jahren jungen Cornelia Beck, die seit sechs Jahren eine Druckerei in Neersen betreibt. Visitenkarten aus ihrer Manufaktur sind ein Stück Handwerkskunst.

Im Schlosskeller wäre Bernhard Fitting aus Altenkirchen in der Pfalz völlig fehl am Platze gewesen. Der Erfinder von Windspielen ist auf eine frische Brise angewiesen. Und er sollte seine Stammkunden, die immer auf Neuentwicklungen aus sind, nicht enttäuschen: „Ich habe neue Windspiele, die zum Teil mit Keilriemen angetrieben werden. Und mein Ziel ist es, eventuell auch Sachen zu konstruieren, die nebenbei auch noch Strom erzeugen“, erklärte der Tüftler.