Anrather Heimatbuch: Pflastersteine zum Essen
Über die Anrather Historie und viele spannende Geschichten berichtet das 34-köpfige Autorenteam.
Anrath. Wer nicht glaubt, dass in Anrath während des Ersten Weltkrieges einmal ein kleines Munitionslager, der sogenannte "Polverschopp", stand oder dass man "Pflastersteine" auch backen kann, sollte einmal einen Blick in das neue "Anrather Heimatbuch 2009" werfen.
Es wird erstmals während des Anrather Weihnachtsmarktes an diesem Wochenende präsentiert und ist danach zum Preis von 5,50 Euro auch in den bekannten Vorverkaufsstellen zu haben.
Diesmal haben 34 Autoren weitere Mosaiksteine zur Geschichte des 2010 tausend Jahre alt werdenden Anraths gelegt. Die jüngsten "Schreiberlinge" sind gerade mal 15 Jahre alt:
Die jungen Umweltforscher und "Jugend forscht"-Preisträger Niklas Leven und Christoph Scheinert vom Lise-Meitner-Gymnasium haben diesmal seltene Tiere in der Cloer festgestellt, unter anderem die eiförmige "Schlammschnecke" oder den "Gefleckten Schnellschwimmer".
Sowohl Vize-Bürgermeister Hans Kothen ("Bin einmal mehr von der Qualität dieses Buches begeistert") als auch die Bürgervereins-Vorsitzende Karla Meiendresch dankten all denjenigen, die am Zustandekommen des 152-seitigen Bandes beteiligt waren.
Auf dem Titelbild wird vom Gietherhof aus ein Blick auf die evangelische Kirche geworfen. Für das Jubiläumsjahr 2010 kündigte die Vorsitzende ein noch umfangreicheres Buch an. "Tösche Donk on Flüeth", lockerte die von Christoph Carlhoff geleitete Mundart-Gesangsgruppe "Leddschesweäver" die Präsentation auf.
Apropos Mundart: Auch hier gibt es im "Anrather Heimatbuch 2009" wieder einige köstliche Proben. "Os Kall" erzählt zum Beispiel Gertrud Bons, dass man auch mit einfachen Mitteln Spaß haben kann: "W’r brugde keen Jymnastik on och keen Weight-Watchers..." Was mit ihren "Kommuniuen-Schuhn" passiert ist, schildert Irmgard Hüpperling. Und Dieter Lambertz hatten einen wunderschönen Traum von der "Joe Fee".
Ältester Autor ist Hans-Peter Enger, der nächste Woche 80 Jahre alt wird. Er hatte in der Krefelder Zeitung aus den Jahren 1908 und 1909 einige Ausschnitte aus der keineswegs immer "guten, alten Zeit" herausgesucht. So erinnerte er an Januar-Tage des Jahres 1908, als der damalige Anrather Bürgermeister Hypothekengelder unterschlagen hatte und verhaftet wurde. Etwa sechs Monate später missglückte einem Strafgefangenen der Ausbruch: Er täuschte einen Selbstmord vor, wurden aber von drei Beamten an der Flucht gehindert.
Weitere Zeitreisen durch die Anrather Geschichte: Geschildert wird, wie nach Vertreibung und Flucht aus den deutschen Ostgebieten ein Neuanfang in der Gemeinde am Niederrhein möglich war. Oder da werden bezaubernde Aquarelle Anrather Ansichten von Mathias Peter Bermes gezeigt - oder ein Blick in die seinerzeit mühevolle Arbeit in der Landwirtschaft geworfen. Und, und, und.
Außerdem stellen sich einige Vereine und Schulen vor. Das Ziel der Anrather Hauptschule: in diesem Jahr als erste Schule in NRW zur "Europaschule" zu werden. Immerhin drücken dort Schüler aus 36 Nationen die Schulbank.
Schließlich findet man in dem noch druckfrischen Heimatbuches, das in einer Auflage von 1100 Exemplaren herausgegeben worden ist, neben dem Kalendarium noch zahlreiche Fotos aus Alt-Anrath.
Wer noch Interesse an dem Gottfried-Kricker-Werk "Geschichte der Gemeinde Anrath" hat, sollte sich an Karla Meiendresch (Telefon 02156/3222) oder Magda Sehrbrock (02156/3154) wenden.