Willich/Tönisvorst Auf den Spuren der Ortsgeschichte
Geflüstert wird über ein Angebot des Heimatvereins Vorst, eine nicht lesbare Hinweistafel — und ein neues Friedhofs-Klo.
Willich/Tönisvorst. Bald kann man wieder Bürgermeister Seulen und Pfarrer Joseph Haan durch Vorst laufen sehen. Da die beiden Ur-Vorster schon vor langer Zeit verstorben sind, werden erneut Heinz-Josef Köhler und Wilfried Boms in ihre Rollen schlüpfen. Heinz-Josef Köhler führt schon lange den Heimatverein Vorst als Vorsitzender an, Wilfried Booms ist sein Stellvertreter. Gemeinsam laden sie zu einem weiteren Historischen Ortsrundgang ein: am Montag, 3. Oktober, ab 15 Uhr, ab Heimathaus. Schon im April hatte solch ein Rundgang stattgefunden, damals beteiligten sich mehr als 100 Spaziergänger daran. Unter anderem werden diesmal wieder mit dabei sein: Heinz-Gerd Schuh als preußischer Postbeamter, Heinrich Stieger als Schankwirt vom Janshof sowie als „Ärpel Schell-Marie“ Hildegard Heidenfels. Dem Rundgang schließt sich ein geselliger Ausklang im Haus Vorst an.
Na endlich: Die High-Tech-Toilette auf dem Neersener Friedhof ist endlich in Betrieb. Sie erinnern sich: Anfang März wurde die Anlage aus vorgefertigten Bauteilen geliefert und installiert. Gesamtkosten in Höhe von 140 000 Euro hatte die Verwaltung dafür veranschlagt. Ende April, Anfang Mai sollte das Ganze fertig sein. Doch dann kam es zu einer langen Bau-Pause, erst in den Sommerferien wurde der Kanalanschluss fertig. „Das entwickelt sich schon zu einer endlosen Geschichte“, kritisierte im Juli die FDP. Doch diese Geschichte ist jetzt zu Ende: Das „Häuschen“, dessen Tür per Knopfdruck öffnet und schließt, kann jetzt kostenlos genutzt werden.
Wo wir gerade in Neersen sind: Die Kapelle Klein-Jerusalem wird in der neuen kostenlosen Wallfahrt-Broschüre „Pilgern im Bistum Aachen: Orte — Menschen — Perspektiven“ vorgestellt. Veröffentlicht worden ist sie vom Bistum Aachen. Seit 1660 erinnert die Kapelle an die Geburt und das Sterben Jesu Christi. Errichten ließ sie der Priester Gerhard Vynhoven, der seinen Gemeindemitgliedern die ersten und letzten Tage des Herrn anschaulich machen wollte, ohne das die dafür ins Heilige Land reisen mussten. Vynhoven, der selbst mehrere Male dort war, war während des Dreißigjährigen Krieges Feldkaplan im Reiterkorps Jan von Werth und seit 1652 Hauspriester des Neersener Freiherrn Adrian Wilhelm von Virmond. Die größte Pilger-Gruppe, die regelmäßig kommt (etwa 900 Erwachsene und 250 Kinder) sind die Matthiasbruderschaften linker Niederrhein, die seit 1983 eine Sternwallfahrt nach Klein-Jerusalem machen.
In Neersen wurde jüngst auch das Buch „Die Geschichte der Juden in Willich“ vorgestellt. Viele prominente Besucher aus Politik, Wirtschaft und gesellschaftlichem Leben der Stadt Willich waren dazu ins Neersener Schloss gekommen. Gastgeber Ernst Kuhlen von den Heimat- und Geschichtsfreunden Willich brauchte Minuten, um die Liste der Ehrengäste abzuarbeiten. Ein ganz besonderer Gruß der Buchautoren Udo Holzenthal und Bernd-Dieter Röhrscheid galt Hans Kothen: Der langjährige Vorsitzende des Kulturausschusses, der aufgrund einer schweren Erkrankung auf einen Rollstuhl angewiesen ist, hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass das Projekt überhaupt finanziert werden konnte.
20 jugendliche Mitglieder der Budo-Abteilung des Willicher Turnvereins waren jetzt gemeinsam mit Trainern und Betreuern in Vechta, um dort ein sportliches Wochenende mit vielen Freizeitangeboten zu verbringen. So gab es eine Einführung in die Kampfkunst Kobudo (dt. „alte Kriegskunst“) und Karate-Einheiten ebenso wie Tischtennis- und Kicker-Turniere, Quizrunden und Lagerfeuer. Mit einem Völkerball-Spiel fand das Wochenende einen gelungenen Abschluss.
Im September 2003 ist sie eröffnet worden, die Euroga-Radwander-Route „GeschichtsLandschaften“. Sie führt rund um St. Tönis und Vorst über 24 Kilometer vom Schluff bis zur Streuffmühle oder von Haus Neersdonk bis Haus Brempt. Elf solcher Stationen wurden damals eingerichtet, an zehn davon gab es Tafeln, die das jeweilige Denkmal vorstellten. Diese Tafeln stehen bis heute, wurden mittlerweile sogar einmal erneuert, befinden sich aber dennoch in einem teils schlechten Zustand. Ein Beispiel dafür ist an der Streuff-Mühle zu finden, wo die Erläuterungen an „Station 11“ größtenteils nicht mehr lesbar sind. Schade, denn gerade an dieser Stelle — direkt am Altenheim — gibt es sicher viele Besucher von St. Tönis, die gerne mehr über die Mühle erfahren möchten.
Nanu, gibt’s das Geschäft etwa doppelt? Wanderer, kommst du nach Vorst, lass’ dich nicht bluffen: Das Schild „Eis-Sahne Paradies“, das an einem leerstehenden Ladenlokal der Clevenstraße hängt, ist alt. Es ist hängengeblieben, als das Geschäft im Jahr 2011 zum Markt zog. „Das gehörte noch unseren Vorgängern“, sagt Alexander Hoeps, der heute mit seiner Frau Katharina die Kult-Eisdiele leitet. Dass sich beide — neben der Kundschaft versteht sich — in den vergangenen Wochen über den schönen Spätsommer freuen, versteht sich von selbst.