Auf den Spuren der Vorfahren
Enkelkinder der in Treblinka von den Nazis ermordeten Jüdin Selma Kaufmann waren zu Gast in Schiefbahn.
Willich. Start war eine E-Mail, mit der Kontakt zu Bürgermeister Josef Heyes gesucht wurde. Jetzt führte diese Mail zu einem Besuch in der Stadt Willich: Am Sonntag waren Miryam Shomrat, Gideon Sella und seine Frau Ruth aus Israel zu Gast in Schiefbahn.
Shomrat und Sella sind Enkelkinder von Selma Kaufmann, die 1871 in Schiefbahn geboren wurde, später in Altenessen lebte und 1942 zusammen mit ihren Schwestern Henriette und Emma nach Theresienstadt deportiert wurde. Selma Kaufmann wurde im September 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.
Miryam Shomrat, die bis zu ihrer Pensionierung im diplomatischen Dienst tätig und unter anderem Botschafterin in Norwegen war, hatte also vor einiger Zeit den Kontakt zu Bürgermeister Josef Heyes aufgenommen. Eine Fotoausstellung ihres Bruders Gideon in Düsseldorf nahm sie nun zum Anlass, den Geburtsort ihrer Großmutter zu besuchen.
Josef Heyes und Bernd-Dieter Röhrscheid, der sich intensiv mit der Geschichte der Willicher Juden beschäftigt, zeigten den Gästen Stätten jüdischen Lebens in Schiefbahn. So besuchten sie die Friedhöfe am Bertzweg und in Knickelsdorf, den Standort der Synagoge am Tömp, die bisher verlegten Stolpersteine und natürlich die erst Ende vergangenen Jahres benannte „Kaufmannstraße“. Zum Abschluss ihrer Visite trugen sich die Gäste ins Goldene Buch der Stadt ein.
Der Kreis schließt sich — wieder mit einer E-Mail, die Miriam Shomrat mit „Tausend Dank“ überschrieben und mit einer Einladung nach Jerusalem an Josef Heyes geschickt hat. „Der gestrige Tag in Schiefbahn war dank Ihrer Umsicht, Gastfreundschaft und nicht zuletzt Ihrer sensiblen Einstellung zur jüdischen Geschichte ein unvergesslicher Tag — ich bin zutiefst dankbar“, schreibt die Israelin. Red