Beim Prinzenpaar passt alles
Das Ornat von Prinz Wolfgang stammt von einem seiner Vorgänger. Und auch Prinzessin Sabine trägt ein Kleid einer früheren Regentin aus Willich.
Willich. Die Geschichte ist zu schön, um. . . Nein, die Geschichte ist wahr. Und schön. Als aus dem Willicher Wolfgang Pape Prinz Karneval in Willich wurde, benötigte die neue Tollität ein Ornat fürs hohe Amt. Natürlich in den Stadtfarben Blau und Gold-Gelb. Gemeinsam mit Ehefrau Sabine schaute er sich in Uniformhäusern und Geschäften um, doch entweder passten Qualität („zu billig“) oder Preis („zu teuer“) nicht.
Da kam das Angebot von Bernhard Schmitz. Er war vor zehn Jahren Prinz Bernhard I. der Stadt und hatte sich zu diesem Anlass ein blau-goldenes Ornat schneidern lassen. Wunderschöne Stickereien zieren das Oberteil.
Wolfgang Pape: „Als ich das Ornat zum ersten Mal anprobierte, war es ein Gefühl wie beim Schneider: Es passte alles. Ein tolles Gefühl. Damit hatte ich nicht gerechnet.“ Der Prinz, jetzt mit Oberteil aus Samt zu weißer Hose, war fertig ausstaffiert. Noch ein Paar schwarze Schuh’ - und der Look stimmte von Kappe bis Fuß.
Nun sollte und musste Prinzessin Sabine II. eingekleidet werden. Da reicht ihr Vorgängerin, Stadtprinzessin Andrea I. Hasenbeck, ihre Robe. Sabine Pape: „Ich war zunächst skeptisch, aber das Kleid passte mir wie angegossen.“ Es passte sozusagen in doppelter Hinsicht — nämlich auch perfekt zum textilen Auftritt ihres Mannes.
Zufall? Kein Zufall! Wie sich herausstellte: Denn Ornat und geliehene Robe hatten Bernd Schmitz und seine Tochter Angela I. (Göllner) vor zehn Jahren als Prinzenpaar gemeinsam getragen. Samt und Spitze hatten auf Umwegen also wieder als das zueinander gefunden, was eh schon zusammen gehörte.
Die Session der Tollitäten läuft auch für die Kostüme bisher bestens. Sabine II. lacht: „Ist noch kein Senf, keine Majo und kein Sekt draufgekommen.“ Sie habe ihr Kleid erst einmal in die 24-Stunden-Express-Reinigung geben müssen. „Es kommt uns zugute, dass in den Sälen nicht mehr geraucht wird.“ Und die Maßanfertigung ist praktisch: „Manschette, Kragen und Futter sind mit Klett befestigt und können zwischendurch immer durchgewaschen werden.“ Je drei Paar weiße Handschuhe für Prinz und Prinzessin sind auch ein Muss: Zepter schwingen, Kamelle, Pralinen und Blumen werfen, Orden verleihen und Hände schütteln — das hinterlässt Spuren.
Praktisch sind zwei Haken, die Wolfgang I. auf dem Rücken, etwas über Schulterhöhe, gute Dienste leisten: „Da werden die Orden eingehakt, damit die Bänder nicht am Hals einschneiden.“ Vier Orden trägt das Paar, wenn es das Haus verlässt. Doppelt so viele werden es im Laufe einer Tages-Saal-Tournee. Da kommt Gewicht zusammen. Die Zeit fürs Ankleiden hat das Prinzenpaar schon perfektioniert und routiniert auf zehn Minuten herunterschraubt. „Die sind aber nötig“, sagt Sabine Pape. Sie kleidet sich praktisch wie die Feuerwehr: Reifrock — übrigens den ihrer Tochter, die 2014 geheiratet hat — auf den Boden, Kleid darüberstülpen und einsteigen. Sie ist fertig angezogen, wenn die Perlenkette mit dem blauen Stein im Anhänger um ihren Hals liegt. „Die hat mir mein Mann vor Jahren geschenkt.“ Blauer Stein. Wer jetzt an Zufall denkt . . .
Der Prinz braucht Hilfe. Sein Ornat wird am Rücken zugeknöpft. Aber das Familienteam drum herum ist eingespielt. Und Prinzenführer Andreas Theisen achtet auf genaue Abläufe. Die Majestäten machen sich geschlossen auf den Weg.
Übrigens: Ein wichtiges Accessoire hat der Prinz aus dem Baumarkt. Wer hätte gedacht, dass ein 1,70 Meter langes graues Regenrohr das ideale Transportmittel für des Prinzen Federschmuck ist. Jetzt muss Tollität Wolfgang während der Fahrten von Saal zu Saal beim Ein- und Aussteigen aus dem Auto nicht mehr den Kopf einziehen und um neue Knicke in den Federn fürchten. Er verstaut sie sicher in der grauen Rolle. Auch ein Tipp von Vorgängern, den der Willicher gerne übernommen hat. Auch diese Unterstützung ist wahrlich eine tolle Geschichte.