Betrug: Ärger mit dubiosen Meldregistern

Eine Willicherin fiel auf eine Betrugsmasche herein und muss nun Inkasso-Schreiben ertragen.

Willich. Andrea Walter (Name von der Redaktion geändert) hat seit knapp elf Jahren ein kleines Gewerbe, das sie von ihrem Zuhause in Willich aus betreibt. Im September flatterte ein Brief ins Haus. Er sah offiziell aus und die 48-Jährige las „Gewerbeaufsichtsamt“ beim ersten Überfliegen. Sie füllte das Formular aus und schickte es, wie im Schreiben verlangt, an eine Fax-Nummer. Zwei Wochen später kam die Rechnung. 569 Euro sollte sie für einen Eintrag im Internet bezahlen. „Ich bin aus allen Wolken gefallen“, sagt die Willicherin. Das Schreiben kam von der „Gewerbeauskunft-Zentrale“. Die Konditionen finden sich im Kleingedruckten.

Der Bundesgerichtshof hat in einem ähnlichen Fall ein Urteil gesprochen: Die Entgeltklausel, also die Angabe der Kosten, in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen sei ungültig, wenn sie wegen der drucktechnischen Gestaltung als „überraschend“ zu werten sei.

Dubiose Anbieter von Melderegistern treiben seit Jahren ihr Unwesen. Trotz vielfacher Mahnungen — auch die WZ hat bereits berichtet — werden die Fälle nicht weniger. „Ich habe mehrfach wöchentlich Anfragen. Meine Kollegin berichtet von zwei Anfragen pro Tag“, sagt Nadja Karolin Kümmel, Juristin bei der Industrie- und Handelskammer (IHK). Das ist wohl nur die Spitze des Eisbergs. Es ist anzunehmen, dass es Betroffene gibt, die einfach zahlen, weil ihnen das Versehen peinlich ist. Dabei sei das Urteil des Bundesgerichtshofs eindeutig.

Andrea Walter holte sich juristischen Beistand, auch bei der IHK. Experten raten, die Rechnungen nicht zu bezahlen. Die Willicherin erhält aber weiter Mahnungen — auch von Inkasso-Unternehmen. Das zermürbt. Zwischendurch machte man ihr das Angebot, 341 Euro zu zahlen. „Da habe ich kurz überlegt: Soll ich nicht einfach bezahlen? Aber wir ziehen das jetzt durch“, sagt sie. Ihre Familie sei ihr eine große Hilfe.

Damit es gar nicht erst soweit kommt, sollte man auf jeden Fall jedes Schreiben sorgfältig lesen, bevor man es unterschreibt und zurückschickt. Andrea Walter hat auf jeden Fall daraus gelernt.