Blues-Bestien im Kaisersaal

Die schwarzen Brüder sind wieder im „Auftrag des Herrn“ unterwegs.

Willich. „Manchmal denkt man ja wirklich, die Zeit sei stehen geblieben.“ Was wie eine Plattitüde klingt, hat für WZ-Redakteur Werner Dohmen einen ganz realen Hintergrund wenn er an seine Anfangstage als Redakteur denkt. Da tauchte Mitte Oktober ein schwarz gekleideter Mann mit schwarzem Hut und Sonnenbrille in der Redaktion auf und erklärte, er sei „im Namen des Herrn“ unterwegs.

Bei dem jungen Mann handelte es sich um die Willicher Musiker-Legende Jochen Contzen, der schon 1987 als Blues-Brother Jake durch den Kaisersaal in Willich tobte. Bei der Stippvisite in der Reaktion machte er Werbung für diesen Abend. 20 Jahre später: In der Redaktion klingelt das Telefon, der Empfang im Hause WZ meldet einen dunkel gekleideten Mann mit Sonnenbrille, der in die Redaktion möchte — Jochen Contzen ist zurück. Er will Werbung machen für den Blues-Brothers-Abend am 19. November im Kaisersaal. Aus dem Geheimtipp ist ein Event geworden, zu dem Fans aus der ganzen Republik und sogar aus Irland, England, Holland, Österreich und der Schweiz anreisen.

Black Brothers and the Bad Bones heißt die Band seit vielen Jahren. Das sind zehn gestandene Musiker, die sich beim anstehenden Programm in Blues-Bestien verwandeln. Zweieinhalb Stunden lassen sie die Geschichte von Jake und Elwood Blues wieder aufleben. Beide sind im „Auftrag des Herrn“ unterwegs und haben den Auftrag, die alte Band wieder zusammen zu bekommen. Und weil dieser Haufen Profi-Musiker an diesem Abend so richtig die Sau rauslassen will, darf jeder mal mit einem Solo ran. Auch die Background-Sängerinnen — Black Sisters — bekommen natürlich ihr Special.

Neben der eigentlichen Band gibt es ein weiteres bekanntes Gesicht: Richetta Manager tritt als special guest auf. Die US-Amerikanerin singt den Part von Aretha Franklin — und noch ein bisschen mehr. Und dabei warten viele Fans besonders auf einen Song: „Proud Mary“ in der Version von Tina Turner — rattenscharf.

„Ich hätte mir das nie vorgestellt, dass das soooooo populär wird“, betont Jochen Contzen. Ja, das räumt er freimütig ein, die Zeiten haben sich geändert. Man wird halt älter. Und dennoch: Das Rad schlägt er in der Show gemeinsam mit Partner „Ernie“ Halen immer noch. Und bei der Szene in der Trucker-Kneipe (Rawhide) fliegen die Becher — die zum Glück im Kaisersaal aus Pappe sind. Und damit die Bühne nicht zu nass wird, marschieren Jake und Elwood zur Bierdusche ins Publikum.

Zweieinhalb Stunden läuft die Show, solange brennt die Luft im altehrwürdigen Saal. Wer die Urgewalt des Rhythm ’n’ Blues noch nicht erlebt hat, sollte vielleicht einen Tipp von Jochen Contzen beherzigen: „Schnallt Euch an!“