Daihatsu fährt aus St. Tönis weg
Der japanische Kleinwagenbauer zieht sich aus Europa zurück: Aus für den deutschen Hauptsitz.
Tönisvorst. Ruhm ist vergänglich, wirtschaftliche Erfolge sind es auch: Die Toyota-Tochter Daihatsu zieht sich aus Europa zurück. Am Freitag wurde bekannt, dass der Verkauf von Neuwagen Anfang 2013 eingestellt werden soll.
Damit gehört auch der Daihatsu-Standort Tönisvorst an der Industriestraße bald zur Stadtgeschichte. Seit über 20 Jahren befindet sich der Hauptsitz Deutschland des Kleinwagenunternehmens in St. Tönis. Er ist aber bis heute für die Stadtspitze eine unbekannte Größe geblieben.
„Wir sind nicht informiert worden“, sagte Bürgermeister Thomas Goßen am Freitag, nicht einmal eine Absichtserklärung habe es im Vorfeld seitens des Unternehmens gegeben. Ein direkter Kontakt zu Daihatsu sei ihm, so Goßen, „kaum erinnerlich. Das Unternehmen war zwar vor Ort, aber immer schwer greifbar“.
Daihatsu produziert seine Wagen nicht in Europa. Die Modelle werden aus Asien importiert. 350 Händler werden von St. Tönis aus betreut. Daihatsu Deutschland beschäftigt rund 80 Mitarbeiter im Innen- und Außendienst. Die Abwicklung des Rückzugs bis 2013 soll Händlern und Mitarbeitern die Möglichkeit geben, sich nach Alternativen umzusehen.
Nächste Woche will Goßen den Kontakt zur Daihatsu-Geschäftsführung suchen. Bei seinem Amtsantritt hatte der Bürgermeister die Wirtschaftsförderung in der Stadt zum Chef-Thema erklärt. Mit Bedauern quittiert er daher die Mitteilung. „Ich betrachte die Entwicklung mit Sorge.“
Gründe für die Aufgabe des Europageschäfts der Japaner gibt es mehrere: Zum einen sind zu wenig Autos verkauft worden, zum anderen sind wohl die Kosten zu hoch, die zur Erfüllung der Abgasvorschriften der EU anfallen.
Im Sommer 2009 hatte der Geschäftsführer von Daihatsu Deutschland, Matthias Heinz, noch gut lachen. Anlass war eine hohe Auszeichnung in mobilen Kreisen: Sowohl in der Markenbewertung als auch in der Kategorie Kleinwagen war der japanische Autobauer in einer renommierten Umfrage ganz vorn gelandet. Von einem Vorstoß auf die Pole-Position sprach Heinz damals. Nun ist das Unternehmen auf der Zielgeraden — ins Aus.