Gewerbepark Stahlwerk Becker in Willich Stahlwerk Becker „kein Kriminalitätsschwerpunkt“
Willich. · Das Nachtleben im Stahlwerk Becker beschäftigt die Politik. Sie fordert von der Verwaltung ein Konzept, um dem Vandalismus, der Vermüllung und der Ruhestörung durch nächtlichen Autoverkehr entgegen zu wirken.
Driften mit nervtötendem Lärm, dröhnende Musik aus Fahrzeugen, Beschleunigungsfahrten mit laut aufheulenden Motoren und durchdrehenden Reifen. Dazu auffälliges Verhalten von Menschen, das dem Drogenhandel zugeordnet wird, und Drohgebärden gegenüber Informationsgebern. Liest man den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zum nächtlichen Geschehen im Stahlwerk Becker, wird der Eindruck erweckt, als hätte die Stadt Willich eine kriminelle Szene, die sich in dem Gewerbegebiet zu nächtlicher Stunde trifft und ihr Unwesen treibt.
Das nehmen zumindest die Bürger so wahr, die, aus welchen Gründen auch immer, nachts ihren Weg durch das Stahlwerk Becker nehmen. Die Grünen haben dies zum Anlass genommen, die Verwaltung hinsichtlich der Präsenz und Vorgehensweise des städtischen Ordnungsdienstes zu befragen. Im Zeitraum von Mitte Juli 2019 bis Mitte Februar 2020 haben demnach allein 105 Kontrollen in Bereich Stahlwerk Becker stattgefunden, wobei den Mitarbeitern weder Autorennen noch Drogenhandel unterkamen. Etwas, dass die Kreispolizei Viersen bestätigen kann.
„Beim Stahlwerk Becker handelt es sich um ein Problemfeld, aber keinesfalls um einen Kriminalitätsschwerpunkt“, betont Antje Heymanns von der Pressestelle der Kreispolizeibehörde Viersen. Die Probleme in Sachen Ruhestörung bestünden seit Jahren, und es gebe regelmäßige Kontrollen von Personen und Fahrzeugen durch die Polizei, fügt die Pressesprecherin an. So seien schon Platzverweise ausgesprochen worden, und es habe im Juni eine Festnahme gegeben.
Das Stahlwerk Becker muss aber weder der Drogenszene zugesprochen werden noch handelt es sich um eine Rotlichtmeile mit Prostitution. Von Seiten der Polizei wird auch nicht von Autorennen gesprochen. Es würden keine Rennen gefahren, heißt es von dort. Die Fahrzeuge ordnet die Polizei der Tuningszene zu, bei dem der ein oder andere Fahrer den Motor aufheulen lässt. Zudem registriert die Polizei in dem Gewerbegebiet kurzes stark beschleunigtes Anfahren. Extremer Vandalismus und ein erhöhtes Müllaufkommen, was teilweise vermutlich auf ein sich in der Nähe befindliches Restaurant einer Fast-Food-Kette zurückzuführen ist, gehören hingegen zu den unabdingbaren Tatsachen.
Privater Wachdienst soll den Ordnungsdienst unterstützen
Im Ausschuss für Abgaben, Gebühren und Satzungen wies Kämmerer Willy Kerbusch darauf hin, dass die Grundstücksgesellschaft der Stadt Willich einen privaten Wachdienst beauftragt hat, der neben dem kommunalen Ordnungsdienst ein Auge auf das Gewerbegebiet hat. Die von den Grünen geforderten Boden- und Temposchwellen zur Verkehrsberuhigung des Gewerbegebietes sieht die Stadt mit Skepsis. Zum einen müsse geprüft werden, ob solche Maßnahmen für ein Gewerbegebiet zulässig seien, und zum anderen stelle sich die Frage, wie Feuerwehr und Rettung bei einem Notfall in diesem Bereich mit solchen Behinderungen umgingen.
Die Betriebe sind ebenfalls gefragt, denn schließlich fahren Lkw mit den unterschiedlichsten Ladungen durch das Gebiet. Kerbusch ist sich sicher, dass die gesamte Problematik als solche nicht lösbar ist. Selbst wenn durch bauliche Maßnahmen und noch mehr Präsenz von Ordnungskräften eine Veränderung herbeigeführt werden könne, so ist sich der Kämmerei sicher, dass sich die Probleme danach in einen anderen Bereich der Stadt Willich verlagern würden. Dennoch will die Verwaltung ein Konzept für das Gesamtareal des Stahlwerk Becker erarbeiten, um insbesondere die fortlaufende Vermüllung, den Vandalismus und die nächtlichen Ruhestörungen in den Griff zu bekommen.
Der Gewerbepark Stahlwerk Becker befindet sich auf dem Grund des ehemaligen Stahlwerks, das in der Nachkriegszeit der britischen Rheinarmee als Stützpunkt diente. Als die Briten das Gelände verließen, setzte der Strukturwandel zum Gewerbegebiet ein. Das gesamte Areal hat eine Größe von rund 41 Hektar.