Innenstadtentwicklung in Willich Weitere Pläne fürs Brauerei-Gelände
Willich. · Der Technische Beigeordnete der Stadt Willich, Gregor Nachtwey, hat die Pläne für die Umgestaltung des mitten in der Innenstadt gelegenen Areals erneut auf die Tagesordnung gesetzt. Er möchte, dass es dort nun weitergeht. Wir haben Passanten gefragt, was sie von den Ideen halten.
(msc) Während sich auf dem neugestalteten Marktplatz vor der Kirche St. Katharina trotz Corona-Zeiten die zahlreichen Sitzmöglichkeiten nutzen, um ein Schwätzchen zu halten, sieht es jenseits der Häuserreihe zur Grabenstraße ganz anders aus. Dort sind zwar auch viele Menschen, doch die meisten sind in Eile oder auf „Durchreise“ zum großen Rewe-Markt oder zur Brauerei-Passage.
Die Grabenstraße mit ihren Platanen ist düster, der Bürgersteig ist uneben und gerade für ältere Menschen eine Stolperfalle. „Es wäre schön, wenn hier etwas passieren würde, aber die Bäume sollten bleiben, die stehen hier doch schon so lange“, sagt Roseliese König, die mit ihrem Fahrrad vom Café Pause nach Hause fährt.
Vor zweieinhalb Jahre hat der Kölner Architekt Reinhard Angelis sich mit seinen Ideen, was einmal aus dem ehemaligen Brauerei-Gelände in der Willicher Innenstadt werden könnte, in einem Wettbewerb gegen elf Kollegen durchgesetzt. Es waren noch recht grobe Ideen, wie das Gelände, auf dem sich der Rewe-Markt, die Verwaltung der Stadtwerke und die Brauerei-Passage befinden, umgestaltet werden könnte.
In der jüngsten Sitzung des Willicher Planungsausschusses stellte Architekt Angelis eine verfeinerte Planung des Geländes vor. „Wir zeigen Ihnen die Planung, um sie wieder ins Bewusstsein zu bringen und Ihnen Lust zu machen, sie voranzutreiben“, sagte der Technische Beigeordnete der Stadt Willich, Gregor Nachtwey, den Politikern.
Konkretisiert hat sich, dass auch die an Kreuz-, Brauerei- und Grabenstraße gelegene 1400 Quadratmeter große Baubrache in das Brauerei-Konzept integriert wird. Ausschussvorsitzender Christian Pakusch ließ durchblicken, dass man sich mit der Erbengemeinschaft, der die Brache gehört, wohl einigen könne.
Viele Passanten, die in der Willicher Innenstadt unterwegs sind, empfinden das leerstehende Gebäude-Durcheinander als Schandfleck mitten in der Willicher Innenstadt, in der sich doch sonst in den vergangenen Jahren so viel getan hat. „Die Stadt hat schon sehr viel für das Erscheinungsbild getan, aber hier sind weitere Verbesserungen notwendig“, sagt Jürgen Paland, der gerade ein Buch in der Willicher Buchhandlung gekauft hat.
Große Terrassen könnten
als Gartenersatz dienen
Die derzeit ungenutzte und verbaute Fläche könnte sich zu einer kleinen Oase im Willicher Zentrum entwicklen. Architekt Angelis möchte dort mehrere Gebäude an verwinkelten Wegen platzieren, so dass Fußgänger auf dem Weg vom Marktplatz zum Brauerei-Gelände „eine andere Welt entdecken, schlendern, Freunde treffen und Kaffee trinken können“, so Angelis.
So soll die gesamte Willicher Innenstadt attraktiver werden, derzeit sei sie durch kleinteilige Bebauung am Markt und um die Kirche einerseits und durch das groß dimensionierte Brauerei-Gelände andererseits dominiert, sagt Angelis. „Aus beiden Gegensätzen haben wir unser Projekt entwickelt.“ Entstehen solle ein neuer Charakter mit attraktiven Nutzungsmöglichkeiten. Angelis stellt sich vor, dass in den Erdgeschossen Platz für Läden und Gastronomie entsteht, darüber soll kleinteilige Wohnnutzung möglich sein. „Wir wollen für ältere Menschen ein Angebot schaffen, indem man die Qualität eines Einfamilienhauses in die Innenstadt mitnimmt, und so eine neue Wohnqualität schaffen, die es so in Willich noch nicht gibt.“ Große Terrassen könnten als Gartenersatz dienen.
Großer Rewe-Parkplatz
soll erhalten bleiben
Auch die Grabenstraße mit ihren Platanen als Übergang zum Brauerei-Gelände soll laut Architekt Angelis eine größere Aufenthaltsqualität erfahren, ohne dabei ihren Charakter grundsätzlich zu verlieren. Wesentlich dafür ist laut Angelis, dass aus dem Teilstück der Straße ein verkehrsberuhigter Bereich wird, in dem Fußgänger und Autofahrer gleichberechtigt sind.
Der große Parkplatz des Rewe-Marktes soll erhalten bleiben (das war Bedingung des Rewe-Markt-Betreibers, der einen langfristigen Mietvertrag hat) und künftig verstärkt über Brauerei- und Friedrichstraße angefahren werden. Zudem soll es Tiefgaragen geben.
In einem neuen Gebäude an der Ecke Graben- und Brauereistraße sei auch eine Parkebene im ersten Obergeschoss denkbar, darüber Wohnungen, sagt Architekt Angelis. Die Parkebene könne bei Bedarf später anderweitig genutzt werden. Entstehen solle ein „buntes Mischgebäude, das Möglichkeiten, die sich am Horizont abzeichnen, bedienen kann“.
„Wir wollten heute den Startschuss geben, denn nun müssen Detailfragen in der Bauleitplanung geklärt werden“, sagte der Technische Beigeordnete Gregor Nachtwey. Man sei mit allen Eigentümern im Gespräch, und diese seien mit der bisherigen Planung „glücklich und einverstanden“. Das Bebauungsplanverfahren könne bis Mitte oder Ende des Jahres 2021 dauern.