Neersen Ramshof investiert während Schließung

Neersen. · Die Corona-Krise hat die Gastronomie und Hotellerie hart getroffen. Der Ramshof in Neersen hatte gerade erst 15 neue Zimmer angebaut. Chef Matthias Stieger steckt aber den Kopf nicht in den Sand, sondern probiert neue Dinge aus.

Ramshof-Chef Matthias Stieger (links) freut sich über den Feuerring, den Kevin Mewes von der Firma „RM Guss“ in Velbert gebaut hat.

Foto: Stieger

(msc) Ein Zimmermädchen kommt mit einem Korb voller Wäsche die Treppe herunter, die Mitarbeiterin an der Rezeption nimmt am Telefon eine Reservierung entgegen, Kellner bedienen ein paar Frühstücksgäste, und ein Mitarbeiter befreit mit einem Laubbläser die Terrasse und den Parkplatz von Blättern: Im Hotel und Restaurant Ramshof in Neersen kehrt allmählich wieder ein wenig Normalität ein. „Im Vergleich zu Normalzeiten sind die Zimmer derzeit immerhin zu 50 Prozent belegt. Es gibt auch schon wieder kleinere Tagungen“, sagt Ramshof-Chef Matthias Stieger. Vor ein paar Wochen war das noch anders, nur zwei bis drei Geschäftsreisende pro Tag haben während des Corona-Lockdowns im Hotel übernachtet, das Restaurant hatte komplett geschlossen. „Das war ein herber Verlust für uns“, sagt Stieger. Nun kämen die Sommerferien, die Durststrecke werde also noch bis September dauern.

Dabei sollte es eigentlich ein Jahr mit besonders vielen Gästen werden. Denn am 1. April sollte der neue Hoteltrakt mit 15 neuen Zimmern eröffnet werden. „Den eröffnen wir nun nächste Woche mit acht Wochen Verspätung. Was das kostet“, sagt Stieger zerknirscht. Aber er wolle nicht jammern, viele andere Gastronomiebetriebe habe die Krise noch schlimmer erwischt, sagt er. Finanziell komme man über die Runden, habe unter anderem Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt und staatliche Soforthilfe in Anspruch genommen. 43 Mitarbeiter hatte der Ramshof im Dezember, 26 sind es derzeit. Für den Fall, dass es eine zweite Corona-Welle mit erneuten Schließungen geben sollte, habe man schon mit der Bank gesprochen. Aber er wolle optimistisch in die Zukunft schauen – auch wenn diese Veränderungen mit sich bringen werde. „Aber so ist das Leben nun mal“, sagt Stieger.

Rund 35 größere
Hochzeiten wurden abgesagt

Das Hotel Ramshof lebt hauptsächlich von Geschäftsreisenden, die die Willicher Gewerbegebiete besuchen, aber auch von großen Messen in Düsseldorf profitiert das Haus. In Zukunft werde es sicher weniger Reisetätigkeiten in den Unternehmen geben, glaubt Stieger, daher wolle man verstärkt auch auf den Tourismus setzen. Schon jetzt habe man in Kooperation mit dem Niederrhein-Tourismus Fahrrad-Arrangements im Angebot. „Man muss eben flexibel reagieren.“

Das gilt auch für das Restaurant, das wochenlang geschlossen war. „Der komplette Bankettbereich mit großen Feiern ist natürlich jetzt ein Totalausfall. Rund 35 größere Hochzeiten wurden bereits abgesagt, zudem etwa 100 kleinere Veranstaltungen wie Kommunion-Feiern, Goldhochzeiten oder Geburtstage“, sagt Stieger. Um mit den Gästen im Gespräch zu bleiben und weiter für sie da zu sein, hat der Ramshof schon früh in der Corona-Krise einen Lieferservice eingerichtet. Den Service behält das Haus auch jetzt bei, obwohl das Restaurant nun wieder (innen nun mit 80 statt 160 Plätzen) geöffnet hat. „Gerade ältere Gäste sind noch unsicher und wollen noch nicht wieder essen gehen“, sagt Matthias Stieger.

Die Zeit der Schließung hat der Ramshof auch genutzt, um die Zimmer im Altbau zu renovieren oder die Außenanlagen aufzuhübschen. „Andere Investitionen haben wir dafür zurückgestellt. Eigentlich wäre die EDV-Anlage mal an der Reihe gewesen“, sagt Stieger. Aber man wolle nun lieber dort investieren, wo der Gast unmittelbar etwas davon habe. Und so wurde im bisher wenig genutzten, aber idyllischen Innenhof eine Schauküche eingerichtet, in der es Fleisch und Meerestiere vom Holzkohlengrill oder aus dem Smoker gibt. „Bisher konnten wir den Bereich nicht fürs Restaurant nutzen, weil er zu weit von der Küche entfernt liegt“, erklärt Ramshof-Chef Matthias Stieger.