Der große „kleine Tag“
49 Dritt- und Viertklässler der Hubertusschule in Schiefbahn laden Samstag und Sonntag in die Kulturhalle ein. Sie präsentieren ein Musical von Rolf Zuckowski. Eintritt frei.
Schiefbahn. Der Bühnenvorhang schließt sich noch einmal für einige Minuten. Die 49 Schauspieler, Sänger und Tänzer aus den dritten und vierten Klassen müssen hinter den Kulissen auf ihre Positionen. Sitzen die Kostüme? Requisiten? Alles da, wo es sein soll?
Die geladenen Kindergartenkinder aus Schiefbahn nehmen ihre reservierten Plätzen ganz vorne in der Kulturhalle ein. Hinter ihnen schließen die Hubertusschüler die Reihen.
Es ist die Generalprobe. Das Stück ist komplex. Somit steht ein wichtiger Tag nach einer intensiven Probenwoche an. Das Musical „Der kleine Tag“ wird zum ersten Mal in voller Länge ohne Pause und vor Publikum gezeigt. Nadine Bröckels, Katrin Stauff und Andrea Wezstein geben letzte Regieanweisungen und beruhigen bei nervösem Lampenfieber. Manche Kinder haben gleich mehrere Rollen übernommen.
Hausmeister Ottmar Hahnrath, seit 20 Jahren für Licht und Ton im Team zuständig, und damit genauso lange, wie es die aufwendigen Musicalprojekte der katholischen Grundschule gibt, steuert alles von seinem Laptop am Pult im Hintergrund aus. Obwohl er die Ruhe selbst zu sein scheint, kann er eine innere Anspannung nicht leugnen. „Es ist immer aufregend, aber schön. Die Kinder sind jedes Jahr mit einer tollen Begeisterung dabei“, sagt er. Dann steuert er den Lichtkegel, der auf der Bühne Schulleiterin Martina Ebert einfängt. Begrüßung, Applaus. Es kann losgehen.
Stille. Vorhang auf. Freier Blick auf Dutzende Kinder, Pardon, Tage. Die Kalenderblattträger der ersten Reihe sind bedeutend, so wichtig, dass sie sogar im Lexikon stehen, weil die Welt nach ihnen nicht mehr dieselbe war. Die Tage dahinter? Auch wichtig. In Reihe acht aber, in der letzten, sind die Tage nicht mal mehr der Rede wert.
Mia Friedrich aus Klasse 4a ist in dieser Aufführung die Erzählerin. Sie hat Platz genommen und erzählt vom Reich der Tage, von gestern, vorgestern, morgen, den Tagen als lebendige Lichtwesen, die nur ein einziges Mal auf die Erde reisen dürfen.
Angeli Basic aus Klasse 4b verkörpert — wie Liliane Knappe in einer anderen Vorführung — als „kleiner Tag“ die Hauptrolle. Sie ist der 23. April, also noch nicht dran und daher ungeduldig. Sie will auf die Erde, will die Welt verändern. „Ich bin nur heute“ singt die Schülerin mit einer Bühnenpräsenz, die erstaunlich ist. Klare Stimme, Blick ins Publikum — von Aufregung keine Spur.
Sie will ein bedeutender Tag werden. Einer, an dem es eine Erfindung geben wird. Die Uhren rückwärts laufen sollen. Oder ein Ufo in einem Stadion landet. Dazu muss sie sich aber erst einmal durch ein Sternenloch im Himmel auf die Erde fallen lassen.
Das Musical „Der kleine Tag“ von Rolf Zuckowski setzen 49 Hubertusschüler in zwei Besetzungen um. Zum ersten Mal spielen Schüler auch live auf der Bühne ihr Instrument; beim Schlusslied werden drei Keyboards, eine Geige und eine Klarinette zu hören sein.
Was der kleine Tag in den 80 geerdeten Bühnenminuten bis dahin so erlebt hat, Bedeutendes oder Großes, wird noch nicht verraten. Das kann man sich heute und morgen in der Kulturhalle ansehen (siehe Kasten). Lehrerin Andrea Wezstein sagt nur so viel: „Es geht darum, dass jeder auf seine Art wichtig ist und um das Ich bin ich.“ An jedem Tag.