Autor aus Vorst Kriminalroman in der Sylter Mythologie
Vorst · Der neue Krimi des Vorsters Sebastian Thiel spielt auf Sylt. Es geht um Mythisches, um geisterhafte Glocken und Personen im Watt.
Was 2010 mit Sebastian Thiels „Hexe vom Niederrhein“ begann, ist 2024 mit „Sylt-Legende“ noch lange nicht zu Ende. In 14 Jahren 25 Romane – das klingt nach begeisterter Vielschreiberei. Und der 40 Jahre alte Tönisvorster Autor hat nicht vor, damit aufzuhören. Getreu dem Motto „Nach dem Buch ist vor dem Buch“ scheint sich in seinem Kopf schon der nächste Sylt-Roman zu entwickeln. Die Nordseeinsel besuchte er als erwachsener Mann das erste Mal und war begeistert von der „schönen und gepflegten“ Insel, die in vielen Legenden auftaucht. Vor genau zwei Wochen erschien der zweite Teil seiner auf Sylt spielenden Romane mit dem Titel „Sylt-Legende“.
Auf dem Buchcover steht „Kriminalroman“ und ja, die junge Oberkommissarin Lene Cornelsen muss rätselhafte Vorkommnisse aufklären. Aber die „Sylt-Legende“ ist doch weit mehr als ein Krimi: „Er hat einen historischen Kontext“, erklärt Thiel, „er besitzt einen Gruselfaktor und enthält mythologische Inhalte.“ Und mit dem aus dem ersten Sylt-Roman bekannten bayerischen Journalisten Michi Müller vom Merkur aus München kommt auch noch ein Spaßfaktor hinzu. Insgesamt also eine Mischung, die dem Leser ebenso unterhaltsame wie informative Lesekost bietet. Was Thiel außerdem macht und was für ein anregendes Lesen sorgt: der Wechsel zwischen den Zeitebenen. In vier Kapiteln springt der Autor aus der Gegenwart in eine recht düstere und gefahrvolle Vergangenheit.
Aber der Reihe nach und ohne allzu viel zu verraten: Sylt wird von mysteriösen Vorfällen heimgesucht. Da geistert eine Frau im roten Rock im Wattenmeer herum, Kinder finden Goldmünzen, Kirchenglocken läuten aus dem Nichts über der Nordsee. Menschen, die mit den Legenden, die sich um Sylt ranken, vertraut sind, fühlen sich an alte Geschichten erinnert, die davon erzählen, wie die Insel Strand mit der legendären Siedlung Rungholt überflutet wurde und schließlich unterging. Tatsächlich ist es so, dass über die Zeit immer wieder Reste der im Wattenmeer befindlichen Siedlung freigelegt wurden – kein Wunder, dass sich allerlei Legenden und Geschichten um Rungholt drehen. „Als ich den Roman schrieb, erschien ein Artikel darüber, dass man Fragmente von Rungholt gefunden hatte, so konnte ich das sofort einarbeiten“, erzählt Thiel. In den historischen Rückblicken wird jeweils Bezug auf das genomme, was in der Gegenwart geschieht – ein guter stilistischer Trick, Dinge und Geschehnisse näher zu erläutern und sie in den geschichtlichen Rahmen einzubetten.
Raum zur Entwicklung
für die Protagonisten
Aber neben Mythen und Legenden, neben den historischen Rückblicken – Thiel thematisiert auch hochaktuelle Themen. Los geht der Roman damit, dass die Hauptperson, Lene Cornelsen, die noch im Elternhaus wohnt, eine eigene Wohnung sucht – aber keine findet, die sie bezahlen kann. „Ich möchte nichts verschweigen“, sagt Thiel und meint die Mietproblematik auf der beliebten Insel Sylt. Auch die Investoren, die Grundstücke aufkaufen möchten, Politiker, die sich von ihnen verführen lassen – all das ist in der „Sylt-Legende“ eingewoben. Die Protagonisten sind bekannt, ihre Geschichten und Hintergründe so angelegt, dass sie sich noch über viele weitere Romane entwickeln können. Da ist die Sylterin Lene, eine geschiedene Frau, die nach einem beruflichen Zwischenstopp in Düsseldorf zurück nach Sylt gekommen ist: „Ich finde es spannender, eine Protagonistin zu nehmen, die nicht perfekt ist, mit ihr kann man sich eher identifizieren“, sagt Thiel. Da ist Lenes extrem unsympathischer Chef, den die Leser gleich verdächtigen, selbst kriminell zu sein, da ist Lenes Vater und natürlich der Däne Victor, mit dem Lene ein zartes romantisches Band zu knüpfen beginnt, ohne „aus dem Quark zu kommen“, wie Thiel lachend zugibt.
Ein halbes Jahr lang hat Thiel an dem Roman geschrieben. „Die Leitplanken“ für die Geschichte lege er fest, innerhalb dieser „lasse ich die Figuren selbst herausfinden, wie sie sich entwickeln.“