Tönisvorst Die Könige schwärmen aus

Die Sternsingeraktion 2017 hat in St. Tönis begonnen. 78 Kinder besuchen mehr als 1000 Haushalte.

Foto: Kurt Lübke

St.Tönis. St. Tönis, 2. Januar 2017, 10 Uhr. Der erste Schnee des Jahres hat die Dächer eingepudert. Er ist bewölkt und frostig kalt. Nachmittags soll es wieder regnen oder schneien.

Foto: Kurt Lübke

Nairobi, Kenia, 2. Januar 2017, 10 Uhr. Wetter.com meldet 22 Grad. Es ist überwiegend bewölkt. Regen ist nicht in Sicht. Ob wohl jemand in dieser Stunde in der Metropole Nairobi, Kenias Hauptstadt mit rund 3,5 Millionen Einwohnern, an St. Tönis am Niederrhein denkt?

In die Gegenrichtung ist es an diesem Morgen so. In der Pfarrkirche St. Cornelius sind Kinder und Jugendliche und ihre erwachsenen Begleiter zusammengekommen. Ihre Aussendung als Sternsinger steht an. 78 sind es diesmal.

Ihr Engagement ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Diese Erfahrung macht Gabriele Bertenburg, die zum zehnten Mal für die Pfarre die Sternsingeraktion vorbereitet hat. Nicht ohne Hannelore Volmer, die ebenfalls eine feste Größe ist.

„Segen bringen, Segen sein - Gemeinsam für Gottes Schöpfung in Kenia und weltweit!“ So lautet das Leitwort ihres Tuns, für das die Sternsinger in den nächsten Tagen 1015 St. Töniser Haushalte besuchen. Sie klingeln an den Türen, bitten um eine Spende für Kinder in den armen Ländern der Welt.

Nach Bolivien im Vorjahr steht die Republik Kenia 2017 im Mittelpunkt der bundesweiten Sternsingeraktion. 45 Millionen Menschen leben in dem Land, von denen laut Auswärtigem Amt 70 Prozent Christen sind: 26,5 Prozent Anglikaner, 26,4 Prozent Katholiken und 2,5 Prozent Orthodoxe. Etwa 20 Prozent der Gesamtbevölkerung sind Muslime, zehn Anhänger von Naturreligionen.

Würde man einen der Euros, die St. Töniser Sternsinger einsammeln, eins zu eins in die Landeswährung umtauschen, kämen bei dem aktuellen Wechselkurs rund 110 Kenyan Shilling zusammen.

Das Geld des Dreikönigssingens 2017 wird sich auf viele Projekte für Kinder in Not verteilen. Kenia ist Schwerpunktland. Es ist die Heimat von Pablo, der auf dem Sternsinger-Plakat zu sehen ist. Der Junge hockt auf dem Boden, der trocken und rissig ist. „Sieht aus wie Wüstensand“, sagt einer der Sternsinger.

Es geht um Klimawandel und die Folgen für Menschen — Hannelore Volmer erzählt, dass das Wetter wichtig ist für die ganze Schöpfung. „In Kenia spielt das Wetter nicht mehr mit. Es ist zu trocken. Auch Pablo lebt in einer Gegend, in der es schon weit einigen Jahren zu trocken ist.“ Die meisten Kenianer, erzählt Volmer, seien Bauern. „Sie leben in Abhängigkeit vom Wetter, sind darauf angewiesen, dass aus dem Korn, das sie säen, Weizen wächst.“

Mit dem Geld, das Sternsinger von St. Tönisern erhalten, können Wasserstellen gebaut oder Familien unterstützt werden, die bei plötzlich eintretenden Unwettern nach Dürreperioden ihr Haus verloren haben. „Bauern bekommen Saatgut, das besser mit den Wetterbedingungen und der Wasserknappheit klarkommt.“

Eine der Fürbitten der Sternsinger ist den Kindern in Kenia gewidmet. „Sie sollen nicht hungern müssen.“ Eine andere Fürbitte geht an „alle Kinder in Deutschland, dass sie gut aufwachsen können.“

Dazu passt Gabi Bertenburgs Hinweis am Ende des Aussendungsgottesdienstes: Wer an den Haustüren süße Gaben erhält und sie mit anderen teilen möchte, kann Päckchen mit haltbaren Süßigkeiten für die Tönisvorster Hilfe fertig machen.

Bevor die Könige ausschwärmen, singen die Sternsinger in St. Cornelius das Lied „Von Tür zu Tür“ mit dem Refrain „mungu awabariki nyumba hii“. Das ist Suaheli, die Landesprache Kenias. Die Zeile bedeutet: „Gott segne dein Zuhause.“