Die Silvesternacht im Krankenhaus
15 Patienten der Chirurgie erlebten den Rutsch ins Neue Jahr im Katharinen-Hospital.
Willich. Wer will schon gerne Silvester im Krankenhaus verbringen? Allein auf der Station 2, der Chirurgischen Station im Katharinen-Hospital, hatte es am 31. Dezember sieben Entlassungen gegeben. Statt der sonst üblichen rund 30 Patienten erlebten den Jahreswechsel nur 15 Patienten im Krankenbett.
Die Personaldecke war dem niedrigen Patientenstand nicht angepasst worden. Neben den Pflegekräften sorgten ein diensthabender Chirurg und ein Internist für ein angenehmes Gefühl der Sicherheit.
Krankenschwester Nadja Ureza (34) war mit einem „blauen Auge“ davongekommen: Ihr Spätdienst endete um 20.30 Uhr — Zeit also, um mit ihrem Ehemann und den beiden Kindern gemeinsam zu feiern.
Birgit Busch (49), stellvertretende Pflegedienstleiterin, hatte sich gegen 19 Uhr blicken lassen, um den Kolleginnen und Kollegen einen „guten Rutsch“ zu wünschen. Sie hatte im Vorfeld kein Machtwort sprechen müssen, um eine ausreichende Personalstärke sicherzustellen: „Die Mitarbeiter sprechen sich weitestgehend ab, wer Weihnachten und wer Silvester Dienst macht.“
Nadja Ureza war froh, über Weihnachten nicht arbeiten zu müssen: „Meine Kinder sind vier und fünf Jahre alt und glauben noch an den Weihnachtsmann.“ Dieser Glaube muss durch entsprechende Rituale lebendig gehalten werden.
Den Glauben an die Hilfsbereitschaft der Mitbürger hat Roland Dreyer fast verloren: Er gehörte zu den 15 Patienten auf der Chirurgischen Station, die nicht nach Hause durften. Der 45-jährige IT-Fachmann war auf dem Weg zur Arbeit im Gewerbegebiet Münchheide gestürzt und hatte sich eine schwere Fußverletzung zugezogen. Keiner der Zeugen hatte Notiz von ihm genommen, per Handy hatte er den Krankenwagen gerufen.
Im Willicher Krankenhaus, wo er sofort operiert worden war, fühlt er sich gut aufgehoben. Zum Jahreswechsel hatte er das Dreibettzimmer ganz für sich allein. „Meine Frau war nachmittags hier, sie feiert heute Abend mit ihren Eltern“, erklärte der zufriedene Patient.
„Es wird das gemacht, was möglich ist“: Birgit Busch erklärt, dass auf die Wünsche der Belegschaft so gut es geht Rücksicht genommen wird. Und sie weiß, dass es längst nicht alle Patienten zu Anlässen wie Weihnachten und Silvester mit aller Macht nach Hause zieht: „Alleinstehende ziehen es schon mal vor, hier zu bleiben.“