Politisches Ehrenamt in Tönisvorst „Meckern bringt nichts“
Tönisvorst. · Der CDU-Politiker Günter Körschgen erhält am 19. September den Ehrenring der Stadt Tönisvorst für 25 Jahre Ratszugehörigkeit.
Als Günter Körschgen im Jahr 1971 in St. Tönis in die CDU eintrat, war nach Adenauer, Erhard und Kiesinger mit Willy Brandt zum ersten Mal seit zwei Jahren ein Sozialdemokrat Bundeskanzler. Günter Körschgen war damals 29 Jahre alt. Zu den Christdemokraten hat ihn der Krefelder Klaus Evertz geholt, der 1971 als Nachrücker in den Landtag kam und dort damals zu den jüngsten Abgeordneten gehörte. Evertz und Körschgen kannten sich bereits seit Schulzeiten. Von 1977 bis 1991 lebte Körschgen in Krefeld, 1991 zog er wieder nach St. Tönis. Seit 1994 gehört er ununterbrochen dem Stadtrat von Tönisvorst an. 25 Jahre politisches Ehrenamt ist eine lange Zeit. In diesem politischen Leben habe er viel für die Menschen und die Kommune tun können. Dass er jetzt den Ehrenring der Stadt erhalte, sei auch ein wenig Anerkennung dafür.
Doch wirkliche Befriedigung für sein politisches Wirken zieht Körschgen vielmehr aus der guten Entwicklung des Krankenhauses in St. Tönis. Er leitete 15 Jahre lang den Aufsichtsrat vom städtischen Antoniuszentrum. Er erlebte die Zeit der Demonstrationen mit und pflegte gute Kontakte über die Parteigrenzen hinaus. Letztendlich war der Kampf erfolgreich, auch wenn das Krankenhaus heute nicht mehr städtisch ist, sondern von den Alexianern betrieben wird.
Körschgen will im Jahr
2020 wieder kandidieren
Günter Körschgen, weit in den 70ern, ist heute gerne Rentner, will aber nicht ruhig auf dem Altenteil sitzen bleiben. So möchte er gerne wieder in seinem Wahlkreis 7070 im Seidenviertel bei der Kommunalwahl 2020 kandidieren. Dort kenne er „Gott und die Welt“. Noch sei aber offen, ob der Rat verkleinert und die Wahlbezirke im September neu zugeschnitten würden. Heute sei er froh, Rentner zu sein: „Denn in meiner Branche ist alles tot.“ Gemeint ist die Textilindustrie, die sein ganzes berufliches Leben bestimmt hat.
Begonnen hatte er mit einer kaufmännischen Lehre bei der Verseidag in Krefeld, und war direkt in den Außendienst gegangen. Als Reisender war er für den Niederrhein, das Rheinland bis zur Mosel und Teile des Ruhrgebietes zuständig. Später machte er sich als Handelsvertreter für Posamente selbständig. Er vertrieb Borken, Litzen und anderes Gardinenzubehör. Accessoire für Gardinen brauche heute kein Mensch, damals sei das aber ein gutes Geschäft gewesen, erzählt er. Danach habe er nur Gardinen und Sonnenschutz verkauft. Er war viel unterwegs, fuhr im Jahr zwischen 50 000 und 100 000 Kilometer. Er hat dafür etliche Fahrzeuge gebraucht. Heute fährt er höchstens noch 4000 Kilometer im Jahr, im Ort sowieso eher mit dem Fahrrad.
Touren mit dem E-Bike unternimmt er noch heute gern, etwa eine „Büßertour“ von 97 Kilometern nach Kevelaer. Sein anderes großes Hobby, die Fliegerei, hat er inzwischen aufgegeben. Mit seiner einmotorigen Cessna flog er gern von Mönchengladbach nach Juist oder Baden-Baden. Etliche Tönisvorster sind schon mal mitgeflogen. Die „Schönwetterfliegerei“ hat aber nie dazu geführt, dass er die Bodenhaftung verloren hat. Und Günter Körschgen hat sich nie vor Verantwortung gedrückt, ob das in jungen Jahren der Vorsitz in der Jungen Union war oder später in Partei und Stadtrat.
1994 wurde der Politiker
in den Stadtrat gewählt
Als er 1991 wieder nach St. Tönis zog, wurde er unter Heiner Bergerfurth direkt in den Vorstand der Tönisvorster CDU gewählt. 1994 kam er dann in den Stadtrat. Von 2000 bis 2003 war er Vorsitzender des Ortsvereins, zuletzt noch mal zwei Jahre vor dem heutigen Vorsitzenden Dirk Louy. Als Beisitzer ist er aber immer noch dabei.
Dass ein Unternehmen wie Hefe van Haak die Stadt verlassen habe, betrübt ihn. Durch das Wasserschutzgebiet sei die Stadt im Gewerbegebiet Höhenhöfe und Tempelshof in der Planung sehr eingeschränkt. Man müsse aber die Wirtschaft ankurbeln, um Arbeitsplätze zu schaffen. Dass das einst geplante Gewerbegebiet Huverheide entlang der Schlufftrasse bis zur Vorster Straße vom Rathaus plötzlich fallengelassen wurde, habe damals die Politik überrascht. Die Flächen stünden der Stadt heute gut zu Gesicht. Aber damals habe es auch sehr starken Gegenwind gegen diese Pläne gegeben.
Früher gab es weniger Frauen im Stadtrat, inzwischen sei es gelungen, das zu ändern. Heute sei es schwierig, junge Leute für die Kommunalpolitik zu interessieren. Trotzdem findet es Körschgen nach wie vor attraktiv, die Kommune, in der man lebt, auch mitgestalten zu können. „Meckern bringt nichts. Machen ist wichtig“, dieser Grundsatz gelte nach wie vor. Allerdings könne man Kommunalpolitik nicht nebenbei machen. Aber die moderne Technik ermögliche es, etwa schneller an archivierte Niederschriften zu gelangen. Hat man sich früher mehr getroffen oder telefonisch kurzgeschlossen, spielen heute E-Mails und Chatgruppen eine wichtige Rolle. Das Zwischenmenschliche beim Après-Bierchen in der Kneipe sei heute nicht mehr drin. Und das sei eigentlich schade. hb