Ein Kobold mit Herz
Bei der Premiere des Kinderstücks „Meister Eder und sein Pumuckl“ bei den Festspielen sind die Zuschauer begeistert.
Neersen. Der Pumuckl ist wirklich klasse. Er ist lebendig, er ist sprunghaft und er macht so wunderbar viel und lustigen Unfug! Wie er damit den Meister Eder zuerst so dermaßen ärgert, dass der einen Holzscheit nach ihm wirft, anschließend aber auch dessen Herz gewinnt, das erleben die Zuschauer im neuen Kinderstück der Neersener Schlossfestspiele, das gestern vor ausverkauftem Haus Premiere feierte.
Von Anfang an lässt das Bühnenbild keinen Zweifel daran, dass die Geschichte in der Schreinerwerkstatt spielt. Heinz-Herrmann Hoff ist ein guter Meister Eder, der glaubhaft zeigt, wie der Handwerker, der zuerst nur genervt ist vom Schabernack des rothaarigen Kobolds, sich schließlich mit ihm verbrüdert — um den lästigen Herrn Schmitt und die seltsame Frau Steinhauser loszuwerden.
Alle freuen sich, wenn die Dame wie angestochen in die Luft springt, weil der unsichtbare Kobold sie in die Waden gekniffen hat. Und dann muss sich der Meister ja auch noch gegen den Doktor Gernheim wehren. Der zweifelt an Eders Verstand, weil er — wie alle anderen — den Pumuckl nicht sehen kann.
Keinen Augenblick lang vermisst man in der Inszenierung die Effekte, mit der die berühmte Fernsehserie aufwarten kann, weil dort der Pumuckl eine Trickfilmfigur ist. Claudia Dölker (Foto) spielt ihn nicht weniger lebendig, und dass ihre Stimme weniger schrill ist, ist im Gegenteil sehr angenehm. Sprunghaft wechselt sie Pumuckls Stimmungen. Vom großspurigen Klabauter-Ehrenwort, bis zum bedröppelten Pudel — als der Meister den Kobold zu packen bekommt und ihm so die wichtigsten Menschenregeln klar macht.
Denn auch wenn der Pumuckl eigentlich immer harmlos ist, beispielsweise nie etwas stiehlt, sondern nur versteckt, ist das manchmal nicht in Ordnung. Den Hinweis beherzigt das Kerlchen dann.
Auch für ihn bringt es eine Veränderung, dass er jetzt sichtbar und mit einem Menschen verbunden ist. Er merkt, dass er ein Herz hat. Eines, dass nicht nur eifersüchtig alle vertreiben will, die ihn in seiner Zweisamkeit mit dem Meister stören. Sondern eines, das mächtig klopft, wenn er jemanden mag.
Das beginnt mit dem Hamster, den Eders Großnichte Bärbel (überzeugend: Isabell Dachsteiner) bei ihrem Besuch mitbringt. Den lässt Pumuckl zuerst frei, um den Besuch zu ärgern — und findet ihn dann so kuschelig, dass er sogar sein Hobelspänenbett mit ihm teilt.
Bärbel glaubt den Erzählungen des Onkels, schenkt dem Pumuckl Bonbons und wartet nachts auf ihn, worüber sie aber einschläft. Das rührt ihn so sehr, dass er bereit wäre, für sie sichtbar zu werden, wenn er nur wüsste, was dann nach Klabautergesetz passieren würde.
Nach einer Stunde Spielzeit ohne Pause sind alle begeistert.