Ein Markt ganz ohne Autos?
Die Händler aus dem Ortskern von Willich fordern ein Verkehrskonzept, bevor Parkplätze gestrichen werden.
Willich. Es war eine nichtöffentliche Veranstaltung, die da am Donnerstagabend im Technischen Rathaus ablief. Dabei wird man auch künftig auf die Öffentlichkeit, also auf die Kunden, angewiesen sein, die das (derzeit nicht gerade attraktive) Zentrum von Alt-Willich besuchen sollen. Über die beabsichtigten Verbesserungen, eine neue Verkehrsführung und insbesondere über den dann autofreien Marktplatz informierte die Stadtverwaltung die Händler aus dem Ortskern.
Etwa 30 Personen waren gekommen, darunter auch der Vorsitzende des Willicher Werberinges, Bernhard Kinold, und der Vorsitzende des Planungsausschusses, Jochen Kock. Es ging inhaltlich zunächst um den Durchgangsverkehr, der in Zukunft durch ein neues Leitsystem aus dem direkten Innenbereich herausgehalten werden soll. Ein weiteres Thema war eine bessere Hinführung zu den Parkplätzen, etwa zu dem am Domgarten.
Einige Händler, etwa Alfred Erren, sind der Auffassung, dass erst einmal diese Voraussetzungen geschaffen werden müssten, ehe man über einen autofreien Marktplatz nachdenken könne. Alfred Erren: „Sonst werden wir hier von den Kunden überhaupt nicht mehr wahrgenommen.“
Markus Panknin, der am Markt seit 2003 ein Schuhgeschäft hat, spricht von einem durchdachten Konzept und begrüßt die beabsichtigten zusätzlichen Angebote einer Außen-Gastronomie. Er spricht sich aber gegen die „radikale Lösung“ eines völlig autofreien Marktes aus. Und er regt einen attraktiveren Platzcharakter an. Sein Einwand: „Was passiert, wenn das Wetter nicht so gut ist?“
Panknin befürwortet versuchsweise einen autofreien Marktplatz im Sommer und fand dafür am Donnerstagabend auch einige Befürworter. Er erinnerte daran, dass nach seinen Beobachtungen derzeit täglich bis zu 800 Kurzparker ins Zentrum kämen und dort einkauften. Auch sein Wunsch ist es, erst einmal die Verkehrsführung zu ändern.
„Undenkbar ist, wenn diese Kurzparker ganz wegfallen“, sagt Juwelier Hajo Heintges, der an der vorderen Bahnstraße, nur etwa 50 Meter vom Marktplatz entfernt, im 23. Jahr sein Schmuckgeschäft betreibt. Schon jetzt sei nach der Schließung von Schlecker und nach der Aufgabe eines türkischen Lebensmittelladens das Teilstück „total verödet“. Daran werde auch ein autofreier Marktplatz überhaupt nichts ändern: „Die Leute kommen dann gar nicht mehr bis hierher, da der gesamte Bereich total unattraktiv ist.“
Ein Gastwirt, dessen Lokal in unmittelbarer Nähe zum Markt liegt, macht sich im Gespräch mit der WZ Gedanken über den künftigen Verkehr auf der Elisabeth-Munse-Straße. Dort ist an zusätzliche Parkplätze als Ersatz für die gedacht, die auf dem Markt wegfallen sollen.
„Schon jetzt herrscht in der Munse-Straße das absolute Chaos. Vor allem, wenn dort mehrfach am Tag ein Post-Lkw rückwärts reinfährt, um Waren anzuliefern.“ Weitere Parkplätze, so die Befürchtung des Wirtes, könnten diesen Zustand nur verschlimmern.
„Quadratisch, praktisch, gut“, auf diesen Nenner bringt dagegen Alfred Erren das neue Verkehrskonzept. Und weiter: „Der ständige Suchverkehr hier im Zentrum könnte dadurch verhindert werden.“ Seine Bitte an die Verantwortlichen von Rat und Verwaltung: „Erst das neue Verkehrskonzept, dann die Schließung.“