Einzelhandel: Katastrophen-Note für Alt-Willich
Die Standortanalyse des größten Stadtteils ist eindeutig: Es gibt riesige Defizite.
Willich. Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Einzelhandels- und Dienstleistungsverbandes Krefeld-Kempen-Viersen war geschockt, als er die Fragebogen auswertete: Nur elf Prozent der befragten Willicher können anderen einen Besuch von Alt-Willich empfehlen, lediglich vier Prozent würden Dritten empfehlen, dort einzukaufen. In Hüls, von der Größe vergleichbar, lagen die Werte bei 34 beziehungsweise 13 Prozent, und auch das war schon kein schmeichelhaftes Ergebnis. Die Ergebnisse der Standortanalyse von IHK, Einzelhandelsverband und Werbering wurden jetzt vorgestellt.
Selbst den großen Aktivitäten wie Cityfest geben die Willicher eher mäßige Noten. Dass nur 30 Händler und Dienstleister einen ausgefüllten Fragebogen zurücksandten, bezeichnete Ottersbach als „enttäuschend, traurig, unverantwortlich“. Die Informationsveranstaltung in der Gaststätte Schiffer deckte Widersprüche auf: So benoten 27 Prozent der Einzelhändler die geschäftliche Situation mit mangelhaft, sprechen sich beispielsweise für einheitliche Ladenöffnungszeiten aus, möchten sich selbst aber nicht an diese Zeiten halten.
„Bei den Händlern ist eine gewisse Trägheit festzustellen“, klagte Ottersbach. Andree Haack, Geschäftsführer der IHK, hatte die geringe Handelsdichte beklagt. Sein Urteil fiel dennoch nicht vernichtend aus: „Das Angebot ist gar nicht so schlecht, obwohl natürlich noch Luft nach oben ist.“ Das Zentrum von Alt-Willich sei allerdings nicht als solches wahrnehmbar. Ebenfalls negativ: „Das Leitsortiment Bekleidung ist mit elf Prozent extrem unterrepräsentiert — rund 30 Prozent wären normal.“
Markus Ottersbach deutet die Fragebogenaktion so, dass die Willicher sehr anspruchsvoll sind. Sein Appell an Händler und Dienstleister: „Tun Sie etwas, verlieren Sie nicht den Mut!“ Es bestehe einerseits „extremer Handlungsbedarf“, andererseits sei noch nicht alles verloren. Die Willicher legten Wert auf Sauberkeit und Sicherheit, schätzen den dörflichen Charme und die Möglichkeit, schnell umliegende Großstädte zu erreichen.
477 Bürger hatten sich an der Fragebogenaktion beteiligt. Was sie auszeichnet: 40 Prozent erledigen ihre Einkäufe zu Fuß, weitere 30 Prozent mit dem Fahrrad — das sind vergleichsweise hohe Werte, in anderen Städten wird häufiger zum Autoschlüssel gegriffen.
Veränderungen — so Ottersbach — könnten nur über einen längeren Zeitraum umgesetzt werden, schließlich könne jeder frei über sein Eigentum verfügen. City-Managerin Christel Holter berichtete, dass die Grundstücksgesellschaft das Haus Markt 5 erworben habe, um auf die Nutzung Einfluss nehmen zu können. Dort soll eine Gastronomie mit Frühstücksangebot entstehen.