Eiserne Hochzeit Eiserne Hochzeit für ein Paar, das in 65 Jahren viel erlebt hat

St. Tönis · Ella und Lothar Crusius lernten sich noch in der DDR kennen.

Ella und Lothar Crusius zogen 1961 in den Westen.

Foto: Stephanie Wickerath

. Ein Kirchweihfest in einem thüringischen Dorf war es, das Ella und Lothar Crusius zusammenbrachte. „Ich kannte sie vom Sehen. Als ich sie dann beim Fest traf, habe ich sie zum Tanzen aufgefordert“, erzählt der 88-Jährige. Das war im Frühjahr 1953. Eineinhalb Jahre später, am 25. Dezember 1954, heiratete das junge Paar. Jetzt feiern Ella und Lothar Crusius das Fest der Eisernen Hochzeit.

Die beiden blicken auf ein sehr bewegtes Leben zurück. Ella Crusius (85), wurde in Litauen geboren, wohin ihre deutschen Vorfahren einst als Lutheraner geflüchtet waren. Im Zweiten Weltkrieg verließ die siebenjährige Ella mit ihrer Familie das Land. In Laucha, Thüringen, baute sich die Familie ein neues Leben auf. Ella legte das Abitur ab und wurde Grundschullehrerin. Auch Lothar Crusius stammt aus einem Dorf in Thüringen. Er studierte in Jena Biologie und Chemie, um Lehrer zu werden. „Ich hatte gerade meine erste Stelle am Gymnasium, als wir uns kennenlernten“, erzählt der Senior.

Das Paar bekam eine Tochter und zwei Söhne. „Meine Mutter kündigte ihre Stelle als Kindergärtnerin und kümmerte sich um die drei“, erzählt Ella Crusius. Beide waren als Lehrer im Staatsdienst tätig, in die SED wollten sie nicht eintreten: „Wir wurden immer mehr unter Druck gesetzt“, erinnert sich der 88-Jährige. 1961 beschloss die Familie deshalb, in den Westen umzuziehen. „Wir sind keine Republikflüchtlinge, wir konnten noch ganz normal übersiedeln“, betont der Senior.

Es dauerte elf Jahre, bis die Eltern mit ihrem Sohn vereint waren

Der jüngste Sohn blieb bei der Großmutter. „Meine Mutter hatte gesagt, wir sollen uns erst mal etwas aufbauen und den Jungen dann später nachholen“, erinnert sich Ella Crusius. Aber es kam anders. Im August 1961 wurde die Mauer gebaut, und es war nicht mehr so einfach, jemanden aus der DDR herauszuholen, auch das eigene Kind nicht. Die Crusius’ schrieben sich die Finger wund, um ihren Sohn in den Westen zu holen. Vergeblich.

Unglaubliche elf Jahre sollte es dauern, bis die Familie wieder vereint war. Dann aber begann eine glückliche Zeit. Alle drei Kinder entwickelten sich sehr gut und sind bis heute der ganze Stolz des Jubelpaars. Um elf Enkel und acht Urenkel ist die Familie im Laufe der Jahrzehnte gewachsen.

Ella und Lothar Crusius haben sich auch im Alter noch viel Schwung erhalten. Beide reisen sehr gerne, sind in ganz Europa, in Japan, Australien, Neuseeland und Alaska unterwegs gewesen. Regelmäßig besuchen sie auch heute noch Theatervorstellungen, Konzerte und Museen. „Das hält uns jung und geistig fit“, sagt Ella Crusius, und man glaubt es ihr sofort. wic