Emmaus-Neujahrskonzert Virtuose Klänge mit Tiefgang
Willich · Das Duo Matthias Balzat und Julia Golkhovaya beeindruckte beim Neujahrskonzert der Emmaus-Gemeinde in der Willicher Auferstehungskirche mit seinem feinfühligen bis temperamentvollen Zusammenspiel an Cello und Klavier.
Der Auftritt beim Neujahrskonzert der Emmaus-Kirchengemeinde in der Auferstehungskirche war für den Cellisten Matthias Balzat sein drittes Gastspiel in Willich: Vor der Corona-Pandemie war der Neuseeländer im Jahr 2019 auf Einladung des Fördervereins Willicher Musikprojekte bereits im Schloss Neersen aufgetreten. Im Herbst des gleichen Jahres gastierte er dann mit der Pianistin Julia Golkhovaya in der Friedenskirche. Doch erstmals kehrte der Musiker als Absolvent des Masterstudiums in Musik zurück nach Willich. Knapp eine Woche nach dem Prüfungstermin an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf brillierte Balzat in der Friedenskirche mit einer Werkauswahl, die vollkommen von den zuvor gemeisterten Prüfungsvorgaben abwich. Das Besondere: Das Programm mit Werken von Schumann, Brahms, Debussy, de Falla und Alberto Ginastera spielte er in der Auferstehungskirche komplett auswendig.
Emmaus-Kantor Klaus-Peter Pfeifer, der zuletzt seinen Posten als Kreiskantor aufgab, der Emmaus-Kirchengemeinde in Willich aber, bis ein Nachfolger gefunden ist, als Organist und Chorleiter erhalten bleibt, betonte vor Beginn seine besondere Vorfreude auf das Konzert. Mit Johannes Brahms Cellosonate Nr. 2 in F-Dur würde sein Favorit der Cello-Musik zu hören sein. Er bezeugte als Zuhörer von Matthias Balzats Masterprüfung, dass diese ein „tolles Ereignis“ gewesen sei. Beim Auftritt mit der die in St. Petersburg geborene Pianistin Julia Golkhovaya am Sonntagabend, die an der Robert-Schumann-Hochschule lehrt, bekräftigte der Cellist Pfeifers Einschätzung für Jedermann hörbar.
Pianistin und Cellist stellten sich im hingebungsvollen und virtuosen Spiel als hervorragend eingespieltes Duo mit Temperament, Leidenschaft und Feingefühl vor. Sie eröffneten ihr Programm mit Robert Schumanns Adagio und Allegro Opus 70. Der erste Satz geriet so einfühlsam wie intensiv. Kontrastreich setzte das Duo davon das rasche Allegro ab. Souverän und präzise gestalteten beide Musiker dabei Dialoge zwischen Klavier und Cello und verwoben kunstvoll die Einsätze der beiden Instrumente.
Zu Brahms Cellosonate Nr. 2 in F-Dur bewiesen Balzat und Golkhovaya ebenso große Spielfreude und die Kunst einer überaus dynamischen Gestaltung. Zum Allegro Vivace servierten sie einen energiegeladenen Einstieg in die viersätzige Sonate. Sanft zurückgenommene Partien erhöhten die Spannung. Der konzertante Wettstreit war dicht geführt. Das Adagio affettuoso strahlte berührende Tiefe aus. Das Cello erstrahlte zu feinen Nuancen im sanften Pizzicato wie auch in einem warmen, weich singenden Ton. Das Klavier antwortete im behutsamen, zuweilen kristallklar anmutenden Ausdruck. Virtuos gestaltete das Duo den leidenschaftlichen dritten Satz. Das Publikum dankte nach dem temperamentvollen Finale des vierten Satzes mit lang anhaltendem Beifall.
Nach der Pause entführte das Duo seine Zuhörer zu Claude Debussys Cellosonate in d-Moll in schwebend anmutende Klangbilder, wunderschön gestaltet und kunstvoll verwoben. Ungemein facettenreich gelang ebenso Manuel de Fallas „Suite Espagnole Populaire“. Im überaus farbigen und technisch versierten Spiel entfaltete das Duo feurige, heiter bewegte und berührend weich singende Partien. Das Konzert endete mit einem Werk des argentinischen Komponisten Alberto Ginastera, der Elemente argentinischer Folklore mit moderner klassischer Musik verbindet. Zu dessen Pampeana Nr. 2 in d-Moll überzeugte das Duo abermals im weiten Spektrum dynamischer Vielfalt von schlichten Gestaltungselementen bis hin zu explodierender Energie in einem virtuosen Spiel. Die Besucher dankten stehend mit frenetischem Beifall. Das Duo erwiderte diese Herzlichkeit mit einer wunderschönen Zugabe.