Erdbeerernte Erdbeeren: Sorte „Clery“ legt los
Tönisvorst · Die Ernte der roten Früchte bedeutet viel Handarbeit. Frühe bis späte Sorten verlängern die Saison. Ein Besuch bei Fruhen in der Huverheide.
Bernd Fruhen ist ein Stratege. Einer, der seine Rechnung und seinen Frieden mit der Sonne machen muss. Mit Regen. Mit Hitze. Mit Kälte – Tag und Nacht. In wetterunbeständigen Zeiten blickt er mehrmals am Tag auf seine Wetter-App. „Seit drei Wochen ist lang anhaltender Regen angesagt“, sagt er und zuckt mit den Schultern. Gefallen ist er woanders.
Die Trockenheit, sagt Fruhen, mache ihm als Erdbeerbauern aber nicht viel aus. Sorgen um seine Pflanzen muss der Obstbaumeister sich nicht machen. Denn seine Erdbeeren wachsen aus Dämmen. Die sind mit Folie überzogen. Und durch diese Dämme zieht sich eine Wasserleitung, die Tropf-genau und ohne Verdunstung und „damit ressourcenschonend“ die Pflanzenwurzeln mit Brunnenwasser wässert.
Gefragt war und ist in diesem Mai auch sein Organisationstalent als Arbeitgeber. 30 Erntehelfer, die acht Stunden, in Ausnahmefällen bis zu zehn Stunden am Tag im Einsatz sind, müssen auch zu tun haben, wenn die Reife der Erdbeeren auf sich warten lässt und eben nicht so viel zu ernten ist. Wie zurzeit.
800 bis 1200 Kältestunden brauchen die Früchte bis zum Genuss. Nachtschattengewächse eben. Nächte, die mehr als acht Grad im Angebot haben, lassen die Erdbeerfrüchte reifen und röten. Viele Mainächte waren aber zu kalt.
Aber die Situation ist nichts gegen die des Vorjahres. „Da hatten wir einen Totalschaden. Hagel.“ Damit war am 16. Mai 2018 die Erdbeerernte vorbei. Die Zeit-intensivste Ernte auf dem Fruhen-Hof. Denn Erdbeeren, mehr noch als Äpfel und Birnen, bedeuten Handarbeit. Auch wenn Maschinen Stroh zwischen den Erdbeerreihen verteilen, die Folie ziehen und Löcher bohren. Handarbeit bleibt: vom Pflanzeneinsetzen über die Pflege, das Pflücken und das Sortieren für den Handel.
In den 1960er Jahren bewirtschafteten die Fruhens den Hof mit Ackerbau und Viehzucht. Seit 2000 ist der Obstanbau das Geschäft. Äpfel und Birnen in der Mehrheit, Erdbeeren, Johannisbeeren und Pflaumen. Bernd Fruhen kümmert sich als Spross dritter Generation um die Produktion. Sortierung, Vermarktung und Verkauf sind Sache der Eltern. Es gilt die klare Aufgabenteilung in der Familie.
Verschiedene Sorten verlängern die Erntezeit der Erdbeeren. „Wir haben zu etwa je einem Drittel frühe, mittlere und späte Sorten.“ Mai bis Juli sind die Haupterntemonate.
In der vergangenen Woche ist die erste Freiland-Erdbeere in die Schälchen gepflückt worden. „Die Clery“, die auch unterm Folientunnel wächst. Einer dieser Tunnel ist 280 Meter lang. Allein für die Folie zahlt Fruhen 2500 Euro. „Es gibt kaum einen Beruf, in dem so viel Eigenkapital in das Produkt gesteckt wird, das zu 100 Prozent von der Natur abhängig ist“, sagt Fruhen.
Die Erdbeerpflanzen wachsen aus Dämmen, die mit Folien überzogen worden sind. Sie verhindern, dass zu viel Unkraut wächst, das den Erdbeerpflanzen die Energie abzapft. Das wirkt sich positiv auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aus, der, so Fruhen, „so gering wie möglich gehalten wird“.
Geht die Tendenz vom Freiland mehr und mehr zum Tunnel? „Eher weniger“, sagt Fruhen. „Der klassische Boden ist das Leckerste.“ Stellagen mit Aufzucht in Substrat, davon hält er nichts. „Das schmeckt nicht“. Die Kunden würden kritischer, was den Einsatz von Plastik angehe. Er würde auch auf Pappschalen setzen, doch die seien 10 Cent teurer als die blauen Plastikschälchen. Die, erklärt Fruhen, dürfe man nur einmalig verwenden und nicht wieder einsammeln und wieder nutzen. Sein Tipp für Verbraucher, die die Beeren gleich ab Fruhen-Hof kaufen: „Sie können gerne Schüsseln mitbringen.“
Eine Klima-schonende Produktion hat für die Kundschaft einen immer höheren Stellenwert, sagt Fruhen. Er konzentriert sich auf die regionale Auslieferung. Geplant sei auch keine Steigerungsrate in der Produktion. Er selbst bildet sich weiter, besucht regelmäßig andere Höfe und Betriebe, im Kölner Raum und in Norddeutschland. Fruhen hält Kontakt zu den Kollegen der Meisterschule und pflegt eine enge Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer und den Obstbauern in der unmittelbaren Nachbarschaft. „Wir verstehen uns gut und wissen: Wir können nur gemeinsam vorwärts kommen.“ Eine Strategie mit Zukunft.