„Apfelblüte“ und ADFC Großer Andrang beim Feilschen um gebrauchte Drahtesel

St. Tönis. · Beim St. Töniser Fahrradtrödel wurden Herzenswünsche erfüllt.

Die Preise für die angebotenen Fahrräder auf dem Rathausplatz lagen zwischen zehn und 400 Euro.

Foto: Norbert Prümen

Ein bisschen wehmütig ist Michael Dieris schon. „Mit dem Tandem sind mein Sohn und meine Schwiegertochter vom Standesamt zu dem Lokal gefahren, in dem die Hochzeit gefeiert wurde“, erzählt der St. Töniser. Die weißen Bänder, mit denen das lila Zweierfahrrad zu diesem Anlass geschmückt worden ist, zieren immer noch den Rahmen. Beim Fahrradflohmarkt auf dem Rathausplatz will Dieris das Gefährt nun aber verkaufen. „Ich habe das Tandem vor 15 Jahren gekauft, als wir aus Berlin an den Niederrhein gezogen sind, um meine Frau zum Fahrradfahren zu animieren“, erzählt Dieris. Das habe aber nicht geklappt. Seine Frau habe sich auf dem Rad nie sicher gefühlt. Und so wartet das Tandem jetzt auf einen neuen Besitzer.

Der Verein Apfelblüte unterstützt mit den Standeinnahmen Kinder

Jedes Jahr im Frühling organisieren die beiden Vereine Apfelblüte und Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) den Fahrradflohmarkt auf dem Rathausplatz. „Wir nehmen zwei Euro Standgebühr für das erste Fahrrad und einen Euro für jedes weitere Rad, das zum Verkauf angeboten wird“, sagt Albrecht Mensenkamp, Schatzmeister von Apfelblüte. Fast 300 Euro seien so im vorigen Jahr zusammen gekommen. Die beiden Vereine teilen sich die Einnahmen. „Wir unterstützen mit dem Geld, wie mit unseren Mitgliedsbeiträgen und den Spenden auch, bedürftige Kinder und Jugendliche aus Tönisvorst“, erklärt Mensenkamp.

Der ADFC bietet an seinem Stand Vordrucke an, auf die die Verkäufer Angaben zum Preis und zum allgemeinen Zustand des Fahrrads machen können. „Ob das Fahrrad das Geld wert ist, können wir allerdings nicht überprüfen“, sagt Hartmut Genz vom Verein: „Der Kauf erfolgt auf Vertrauensbasis.“ Allerdings bietet der ADFC Kaufverträge an, die Käufern, die sich dafür ausweisen müssen, und Verkäufern ausgehändigt werden. „So wollen wir verhindern, dass hier gestohlene Fahrräder verkauft werden“, erklärt der Experte.

Der Fahrradtrödel, den es seit sechs Jahren gibt, erfreut sich großer Beliebtheit. An diesem Samstag stehen um 10 Uhr schon rund 200 Drahtesel auf dem Platz in der Fußgängerzone, die von ihren Besitzern zum Kauf angeboten werden. Zwischen zehn Euro und 400 Euro schwanken die Preise. Es gibt Rennräder und Mountainbikes, Kinderfahrräder und Hollandräder.

Nicole Hahne bietet ein Klapprad zum Verkauf an. „Wir haben das immer mitgenommen, wenn wir Campingurlaub gemacht haben“, erzählt die Krefelderin: „Das ist echt praktisch, um morgens Brötchen zu holen.“

Während sich für das silberfarbene Klapprad zunächst kein neuer Besitzer findet, hat das kleine rosa Rädchen ein paar Meter weiter ein Mädchenherz im Sturm erobert. „Das möchte ich sehr gerne haben“, sagt die sechsjährige Vanessa und schaut ihre Eltern bittend an. „Die Farbe ist so schön“, findet die Kleine, die mit dem Rad künftig gerne jeden Morgen zum Kindergarten fahren möchte. Angesichts des Preises von 120 Euro sind die Eltern aber noch etwas skeptisch. Aber auf Flohmärkten lässt sich ja bekanntlich gut feilschen, und so erfüllt sich an diesem Tag der ein oder andere Herzenswunsch.