Fest in Vorst: "Kunst, Kultur und Kulinarisches"
Den Besuchern des Ortskerns von Vorst wurde gestern viel geboten. Es ging dabei entspannt zu.
Vorst. Die lange Schlange vor der Eisdiele ist normal. „Bei schönem Wetter immer“, sagt ein Ehepaar aus Grefrath. Die beiden kommen öfter hierher und haben es sich heute mit Aperol Spritz vom Getränkestand unter dem Kirchturm auf dem Markt bequem gemacht.
Bei „Kunst, Kultur und Kulinarisches“ bietet sich ihnen auch die Gelegenheit, der A-capella-Formation „Die Zottels“ zu lauschen. Die singen gerade „Veronika, der Lenz ist da“.
„Sieben Kästen Mineralwasser sind schon weg“, sagt ein Mitarbeiter des Getränkestandes von Markus Poscher aus Köln. „Wir waren heute Nacht bis drei Uhr bei Rhein in Flammen. Da war mehr los“, sagt der Chef selbst und genießt ein Spaghetti-Eis.
Mitten auf dem Platz sitzt Shamsudin Achmadow. Der tschetschenische Künstler wohnt in Gladbach und ist schon zum zweiten Mal in Vorst dabei. Vor ihm ein Junge, die Baseball-Cap schräg in der Stirn, den Achmadow originalgetreu porträtiert. 15 Minuten später kommt die Schwester des Jungen dazu, die auf dem gleichen Bogen im Profil abgebildet wird. „Für 40 Euro“, freut sich die Mutter, die das Bild als Vatertags-Geschenk für ihren Mann vorsieht.
Straßenmaler Jürgen Jansen aus Goch hat auf den Platz eine zwei mal zwei Meter große Spanplatte gelegt. Das Gesicht eines Jungen ist darauf bereits zu erkennen. Für die Grundierung verreibt er gemahlene Kreide auf dem Brett. „Für die Feinheiten nehmen wir später noch Kreide in Stiftform.“ Seine Tochter malt mit, damit das Kunstwerk bis zum Ende des Festes fertig wird.
Steinbildhauer Toni Bauer hat aus St. Hubert Skulpturen mitgebracht. Auf den ersten Blick sind es klare, scheinbar abstrakte Linien, die auf den zweiten Blick doch irgendwie mit Menschen zu tun haben. „Die menschliche Gestalt inspiriert mich“, sagt er. „Aber ich will sie in ihrer Dynamik und Umwandlung darstellen.“
Am Eingang zum Steinpfad hat das Restaurant „Tafelsilber“ Tische aufgestellt. Es gibt vier Speisen, die man einzeln oder als Drei-Gang-Menü verzehren kann. Alle Plätze sind belegt. „Was sich die Vorster Gastronomen so alles einfallen lassen“, schwärmt Karl-Heinz Fruhen, Vorsitzender von „Vorst aktiv“. Mit dem Besuch ist er aber nicht so recht zufrieden. „Letztes Mal war mehr los“, sagt er. Die Essensstände sind gut besucht, aber man muss nicht anstehen, um einen Platz zu bekommen bei den Metzgereien Helbig und Kohnen, der Wildkammer Heidenfels und beim Catering-Unternehmen Christine Kohnen.
Entspannter Dinge schlendern die Menschen durch den Ort. Der Duft von frischen Waffeln lockt in die Clevenstraße — vorbei an Künstlern der Gruppe Facette — vors Papperlapapp, wo sie gebacken werden. Der Biergarten ist gut gefüllt, Schattenplätze werden auch genommen. Alle freuen sich, den Frühling an der frischen Luft zu genießen und so finden nur wenige in den Saal, wo Anja Schejk aus ihrem Buch „Guten Morgen, New York“ liest.
In der Kuhstraße ziehen sich die Stände bis zur Heimatstube. Davor informieren Peter Joppen und David Wirth über die Aktion „Stolpersteine für Vorst“. Wirth, Lehrer für Geschichte, lobt das Archiv des Heimatvereins und freut sich darüber, dass das Schaufenster passend gestaltet wurde. „Schön, dass bei dem heiteren Fest so viele bei uns stehen bleiben, wo es um so ein sperriges Thema geht“, sagt Joppen. Für Dezember ist die Verlegung von zwölf Steinen geplant, noch sind nicht alle finanziert.