Fester Platz im Zwiegespräch mit Gott

Vor 25 Jahren wurde Pfarrerin Daniela Büscher-Bruch ordiniert. Nächste Woche wird das Jubiläum gefeiert.

Foto: Büscher-Bruch

St. Tönis. Daniela Büscher-Bruch ist Jahrgang 1963, ein Oktober-Kind, Sternzeichen Waage. Aufgewachsen ist sie im nördlichen Saarland, im katholischen Wadern, behütet in der Familie. Dennoch war es nicht leicht für das einzige evangelische Grundschul-Mädchen in der Klasse. „Ich dachte damals, wenn die anderen gemein waren: Der liebe Gott ist doch für alle da.“ Sie beschlich zuweilen trotzdem das Gefühl, am falschen Ort zu sein.

Foto: Friedhelm Reimann

Keine einfache Zeit, auch nicht auf dem Gymnasium, als eines von sieben evangelischen Kindern unter 1000 Schülern. Im Konfirmanden-Unterricht erlebte sie Gemeinschaft im Glauben. Sie engagierte sich — unterstützt und gefördert durch ihren Pfarrer in der Jugendarbeit, der ihr das Theologie-Studium schmackhaft machte. Ein kritischer Geist, eine Nachfragerin, Infrage-Stellerin blieb sie auch in Studienzeiten. Spätestens da wurde der Grundstein für ihre spätere berufliche Karriere gelegt: Pfarrerin statt Lehrerin.

Am 24. März, 15 Uhr, feiert Daniela Büscher-Bruch ihr 25-jähriges Ordensjubiläum an der Hülser Straße, wo sie seit gut 18 Jahren tätig ist. Ihr Credo: Jesus steht auf der Seite der Schwachen. Ihr Antrieb: sich für Randgruppen, für sozial schwach gestellte Menschen einsetzen.

25 Jahre Pfarrerin - die WZ hat Daniela Büscher-Bruch Fragen rund um diese Zahl 25 gestellt. Und Antworten einer selbstbewussten Frau erhalten, die ausstrahlt, dass sie ihren Platz am richtigen Ort gefunden hat.

Sie wurden 1993 in der Lukaskirche in Bonn ordiniert. Wie lief der Tag ab?

Daniela Büscher-Bruch: Ich war sehr aufgeregt. Das war etwas unglaublich Besonderes für mich und meine Familie. Ich war die erste Akademikerin in der ganzen Verwandtschaft. Meine Eltern haben geweint. Das war sehr bewegend. Auch Pfarrer Rainer Koch, der mich konfirmiert hat, war dabei. Und mein späterer Mentor im Vikariat, Rolf Schleßmann. Superintendent Burkhard Müller, sein Nachfolger, hat mich ordiniert. Ich habe gespürt, dass mir etwas zugetraut und anvertraut wurde. Gleichzeitig hatte ich damals Angst vor der Aufgabe, eine Gemeinde zu führen. Ich war 29 Jahre jung.

Wenn Sie 25 Gegenstände mit auf eine Bergtour hinauf zum Gipfel nehmen dürften, was wäre auf jeden Fall dabei?

Büscher-Bruch: Ein Fotoapparat, ein Picknick, Sonnenbrille, Sonnencreme und ein Bergführer, der mir zur Seite steht.

Ein Bus parkt vor Ihrer Tür. 25 Personen passen hinein. Wer würde Sie auf eine Kurzreise aufs Land begleiten?

Büscher-Bruch: Meine Familie — meine Kinder und mein Mann. Meine Freundin aus Bonn und meine Freundin von hier. Auf jeden Fall Familie, Freunde und deren Familie.

Nehmen wir einmal an, Sie bekämen morgen 25 000 Euro für Ihre Gemeinde, dürften selbst bestimmen, was Sie mit diesem Geld unterstützen. Was tun Sie?

Büscher-Bruch: Wo etwas fehlt, aufhübschen. Ein Beispiel sind die Kissen, die wir im Krabbel-Gottesdienst nutzen. Und ich würde ein Fest für die Gemeinde geben, als Dankeschön für die Ehrenamtlichen.

Sie bekommen eine kleine, noch leere Fotokiste. 25 Bilder passen hinein. Welche fotografische Erinnerung käme hinein?

Büscher-Bruch: Familienbilder, unser Hochzeitsbild, die Geburt der Kinder, Situationen meines Lebens, auch aus der Gemeinde, so die Eröffnung des Gemeindezentrums, und von Menschen, die ich begleitet habe. Ich habe solche Fotokisten: eine für die Kinder, eine Gemeinde-Kiste und eine für Glückwunschkarten, die ich bekomme. Die bewahre ich auf.

Was empfinden Sie als intensiver und warum: einen Gottesdienst mit 25 Gläubigen oder mit 250 Menschen?

Büscher-Bruch: Die Zahl spielt keine Rolle. Es hängt davon ab, welche Menschen da sind.

Können Sie sich besser in 25 Zeilen oder in 250 Zeilen ausdrücken?

Büscher-Bruch: Ich brauche Platz.

Stimmen Sie dem Satz „Der Beruf ist eine Berufung“ auch nach 25 Jahren zu?

Büscher-Bruch: Es ist eher die Frage, wer hat mich berufen: Gott, die Kirche, die Gemeinde. Gott sendet mich und ich tue es in seinem Namen. Ich bin immer im Zwiegespräch.

Wagen Sie einen Blick 25 Jahre voraus? Wie wird sich die evangelische Gemeinde in St. Tönis entwickeln?

Büscher-Bruch: Ich habe ja nur noch zwölf Jahre. Mein Wunsch ist es, dass ich wach bleibe, weiter spüre, wo es Veränderung braucht. Man wird in zehn Jahren nicht mehr die selbe Kraft haben wie jetzt. Man muss sie gut einteilen. Ich hoffe, dass es weiter genug engagierte Menschen gibt, die unsere Arbeit unterstützen. Und daher ist es auch wichtig und gut, einen jungen Kollegen in der Gemeinde an der Seite zu haben.